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    Kinderzimmer Productions
    Asphalt

    VÖ: 26.06.2007 | Label: Kinderzimmer Productions/Rough Trade
    Text: oliver uschmann

    Man muss es aus gegebenem Anlass wie ein Mantra wiederholen: Textor und Quasi Modo alias Kinderzimmer Productions waren, sind und bleiben das beste Rapduo Deutschlands.

    Das hat nichts damit zu tun, zwei intelligenten Burschen moralische Vorschusslorbeeren zu verleihen, weil sie ein Gegenmodell zum deutschen Gangsta-Rap aufmachen. Das machen andere auch. Und selbst den Vertretern unter den Gangstern, die handwerklich annähernd an US-Genies wie Nas oder Eminem heranreichen (die gibt es, sie heißen nur nicht Sido oder B-Tight) wird ja auch von den Sprachartisten der „guten Seite“ Respekt gezollt. Das Erfrischende und Mitreißende an einer Gruppe wie Kinderzimmer Productions ist dabei ja auch, dass man bei ihnen nicht einmal auf das Dicke-Hose-Prinzip gepflegten Angebens verzichten muss. In „Der Durchbruch“ heißt es: „Keine kleinen Brötchen mehr, jetzt heißt es Stollen backen“, und in „Das T“ teilt der Wortakrobat wieder mal allen schlichter strukturierten Hörern mit, dass sie ohnehin zehn Jahre benötigen, um seiner Vorlage zu folgen. Textor setzt keine echten Tiefschläge, er zielt nie unter die Gürtellinie, aber er pflegt ein intelligent inszeniertes Überlegenheitsgefühl, das Quasi Modo mit jedem Takt musikalisch untermauert. Mit Tonnen alten Materials in ihrem kulturellen Gedächtnis und der Strenge, nur das Beste davon auszuwählen, legen sich Verse über knackige Oldschool-Funk-Rhythmen, die einem gleich auf zwei Ebenen den Atem rauben. Formal, weil sie unfassbar schnell und gut gestrickt sind, und inhaltlich, weil sie übliche Sprachbilder und Denkweisen auf den Kopf stellen. Am besten gelingt das, wo Textor wie in „Geh kaputt“ Geschichten von nervigen Mitmenschen erzählt und augenzwinkernd Rachefantasien ausbreitet. Ein nicht so gelungener Kontrast zum Narrativen bilden Spielereien wie „Kickstart mein Hirn Boom Box mein Herz“ oder „Sind sie da?“, in denen es nur noch um das Klangexperiment geht. Hier kreisen Kinderzimmer zu stark um das Ausdeklinieren ihrer bekannten Stilmittel, hier hört man das HipHop-Gegenstück zum ausgelassenen Jam der Muckerrockband, der den Beteiligten Spaß macht, den Hörer aber schnell ermüdet. Dennoch, für ihren Entwurf lässiger und zugleich gnadenloser Rapkunst hätten sie keinen besseren Titel als „Asphalt“ und kein besseres Cover als den abgefahrenen Rollschuh (alte Schule, nicht Inlineskates) finden können. Keiner inszeniert den Reiz des leicht Asozialen so charmant und selbstironisch wie sie.

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