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    Feist
    The Reminder

    VÖ: 20.04.2007 | Label: Polydor/Universal
    Text:
    9 / 12
    Feist - The Reminder

    Für die coolen Jungs ist es Mädchenmusik. Obwohl: Trotz aller Balladen, stimmlicher Finesse und Verletzlichkeit erfüllt Leslie Feist die Kriterien einer erdigen Rockband.

    Ihr erstes Soloalbum kennt eigentlich keiner. „Monarch (Lay Down Your Jeweled Head)“ wurde in geringer Stückzahl gepresst und zunächst ausschließlich auf Konzerten verkauft. Erst mit „Let It Die“ erreichte sie, dass ihr Name auch unabhängig von der Arbeit ihrer Kollegen Peaches, Gonzales und Broken Social Scene genannt wurde, sie damit aus der Toronto-WG auszog und ab hier in den Köpfen der Hörer ein eigenes Appartement bewohnt. Brüchig ist ihre Stimme da, balladenhaft die Stücke. Ihre Stücke? Coverversionen sind es zum Teil, aber auch der andere, größere Teil wirkt etwas fremd gesteuert. Und das hat sich nun geändert. Auf „The Reminder“ gewinnt die Sängerin Feist an Fahrt und Selbstbewusstsein, ohne dass die Intimität ihrer Stimme darunter leiden müsste. Es ist vielleicht einen Tick weniger verträumt, besitzt dafür deutlich mehr Groove und hat dieselbe klassische Komponente im Aufbau der Songs, mit der sie in verschwitzten Clubs wie in artigen Konzertsälen funktionieren können. Ein Glücksfall von einem Album, dass nur entstehen konnte, weil Feist sich innerhalb ihres eigenen Nomadenlebens auf Tour entspannen konnte, Songs schreiben konnte. Ihre Gitarre wurde damit nun auch zur Basis, das Gonzales-Piano rückt etwas nach hinten. Wie bei einer barfuß auf Holzbohlen jammenden, erdigen Rockband hat die zarte Sängerin darauf Wert gelegt, auf Overdubs zu verzichten, alles live und mit Sichtkontakt einzuspielen. Feist investiert ihre Live-Erfahrung in eine Live-Situation und erhält eine lebendige, organische und charaktervolle Platte, auf der sie endlich die uneingeschränkte Hauptrolle spielt. Was im Original von ihr stammt und was nicht, darüber entsteht ein fantastisches Verwirrspiel. So gut macht sie sich z.B. Nina Simones „Sea Lion Woman“ zu eigen, so sehr hätte ihr eigenes „Limit To Your Love“ auch auf Airs „Moon Safari“ zu finden sein können. Dass die Songs im letzten Drittel etwas abfallen, ist da eher eine Detailansicht. Im großen Ganzen ist „The Reminder“ eine prächtige Hängematte für laue Sommerabende, sofern es uns nicht durch exzessives Mainstream-Airplay verleidet wird.

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