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    Murder By Death
    In Bocca Al Lupo

    VÖ: 02.03.2007 | Label: Cooking Vinyl/Indigo
    Text:
    Platte des Monats
    Murder By Death - In Bocca Al Lupo

    Man stelle sich eine lange finstere Nacht vor. Gemeinsam um ein Feuer sitzen Johnny Cash, die Pogues, Tom Waits, Nick Cave und der trinkfreudige Rest der Bad Seeds. Erst kürzlich waren noch die Decemberists hinzugestoßen. Reihum erzählt man Geschichten über Tod, Teufel, Sünder und Schicksal, als sich plötzlich Fremde nähern…

    „There’s a son he is born with a silver spoon in his mouth“, beginnt ihre Story, und plötzlich ist es ruhig. Die hier Versammelten wissen eine gute Geschichte zu schätzen und Murder By Death treffen den richtigen Ton. Da ist das klassische Drama eines Songs von Cash oder Dylan, die nostalgische Erzählweise der Decemberists, der schwungvoll-ruppige Verve der Pogues, das Kratzig-Sägende von Tom Waits und das Dunkel-Spiritiuelle der Balladen von Nick Cave. Und der Junge, von dem da die Rede ist, der muss sich entscheiden. Was er mit seinem Leben vorhat und wie er sich am Leben hält. Denn, und daran lässt bereits der erste Song keinen Zweifel, bald wird hier alles aus den Fugen geraten. Drum besser ein Loch graben, in das man sich zur Not schmeißen kann. Hinten türmen sich Wolken und man hört schon die vier Reiter herangaloppieren, die klassischerweise das Ende der bekannten Welt einläuten. Und alle hängen an Adam Turlas Lippen, wenn er das erzählt, angestachelt von seiner Rhythmusgruppe und getragen von seiner Cellistin Sarah Balliet. Ein herrliches Instrument, dieses Cello. Es kann wie eine rostige Wassertonne oder wie eine süße Fee klingen, kann röcheln, poltern, peitschen, schweben, umschmeicheln, jubeln oder um Frau und Kinder weinen. Die Gitarre macht ihm Platz, Schlagzeug und Bass stehen Spalier. Und über all dem wird erzählt, was klassische Balladen seit jeher ausmacht: Die Geschichte eines Menschen, der seinen Weg finden muss und dabei auf schmalen Grat tänzelt. „Sometimes you walk the line and sometimes it walks you/ you get quick to anger quick to put a knife up to another man’s throat“ Das ist eine Wanderung mit dem Fegefeuer vor Augen, das ist beeinflusst von so klassischen Erzählungen wie Dantes „Göttlicher Komödie“, dafür landet man evtl. im Las Cruces Jail der Two Gallants oder in Cashs St. Quentin. Und Cash wäre auch der Richtige zu fragen, ob er nicht zufällig einen Song namens „Shiola“ vermisse. Bei dem klingen Murder By Death nämlich so verdammt nach ihm, wie sie bei „Sometimes The Line Walks You“ nach Cave klingen und bei „Dead Men And Sinners“ nach Waits. Oder einem Zwischendeck voller besoffener Piraten, aber ist das nicht dasselbe? Es ist jedenfalls so, als wären all die eingangs erwähnten bei dieser von Bocaccio erdachten und von Alghieri ausgeschmückten Nacht nicht nur anwesend, sondern als träten sie in einem der wüstesten Musicals auf, das der Mittlere Westen je gesehen haben wird. Dort, aus Indiana, stammen Murder By Death nämlich her und touren witzigerweise eher mit Bands wie Against Me!, Cursive, Interpol, The Weakerthans und den Get Up Kids als mit der Shakespearre Society. Und wenn ihr sie dort, auf Tour, einmal treffen solltet. Wenn sie mal wieder davon erzählen, wie das Leben seine Pirouetten dreht und wir alle uns ständig im Maul des Wolfes („In Bocca Al Lupo“) befinden, dann antwortet laut „Tötet den Wolf!“, wie man es in Italien tut, um sich vor Prüfungen Glück zu wünschen. Und das Leben ist eine solche, weiß das Album zu berichten. „We’ve made mistakes that we can’t change but there’s still time to start again.“ Keine Angst vor Fehlern also. Auf Nacht folgt Dämmerung. Meistens.

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