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    The Besnard Lakes
    Are The Dark Horse

    VÖ: 23.02.2007 | Label: Jagjaguwar/Cargo
    Text:
    The Besnard Lakes - Are The Dark Horse

    Kein Wunder, dass ihnen halb Indie-Montreal die Bude einrannte, um beim zweiten Album mitzumachen: klingt wie My Morning Jacket, denen Mogwai immer zu wenig Doo Wop waren.

    Musik, hat ein weiser Mann gesagt, wird erst dann zur Kunst, wenn sie unabhängig von der Situation funktioniert, in der man sie hört. Wenn sie also immer funktioniert, oder immerhin: nie nicht. Unter uns Pastorentöchtern, das ist natürlich großer Mumpitz. Schon mal Slayer im Buddhismusseminar gehört? Mars Volta an einem wirklich verkaterten Morgen, CocoRosie beim Ausfüllen der Anlage GSE Ihrer diesjährigen Einkommenssteuererklärung? Musik muss keinen universellen Anspruch haben, um Kunst zu sein. Sie darf sich herausnehmen, ihre Reize nur in ganz bestimmten Situationen auszuspielen; die Frage ist höchstens, ob sie diese Situationen auch bekommt. Manchmal entscheidet der Zufall darüber, manchmal Intuition. Oder es geschieht vollends aus Kalkül, weil man zum Beispiel in einer Rezension gelesen hat, man könne diese Musik nicht begreifen, ohne betrunken im Dunkeln zu sitzen, und weil Rezensionen bekanntlich niemals lügen. Schon mal praktisch: Von uns aus braucht niemand wegen The Besnard Lakes aus Montreal zum Alkoholiker werden (es sei denn natürlich, man will es unbedingt). Ihre Musik wünscht sich im Gegenteil klare Köpfe, weil sie selbst etwas wirr ist und irgendwer schließlich den Überblick haben muss. The Besnard Lakes müssen ihn verloren haben, als sie mal wieder Vibrato-Gitarren, Streicher, Pianos, Scheppertrommeln und Beach Boys-Chöre um die Wette stapelten, und das ist vielleicht der einzige Vorwurf an diese düster-schöne, schön größenwahnsinnige Indie-Musik: Sie kommt selten auf den Punkt und nie, ohne ihn vorher minutenlang fixiert und umspielt zu haben. Andererseits versprechen wir uns ja auch keinen Popsong-Musterkatalog, wo Menschen von The Dears, Stars, A Silver Mt. Zion und Godspeed You! Black Emperor mitmischen, sondern das nächste Kunststück unserer vorbildlich inzestuösen kanadischen Lieblingsmischpoke. „…Dark Horse“ ist ein komplexes, dichtes Rock-Noir-Album, atmosphärisch homogen und doch zu spontan, um bloß durchdacht zu sein. Man wartet auf den nächsten Knall, das nächste Poltern im Hintergrund, von dem man nie weiß, ob es wirklich vorsätzlich aufs Tape geraten ist. „Wir sind ein Unfall“, sagen The Besnard Lakes über sich, und so schlugen Blitze ein und ging Geschirr zu Bruch, während sie diese Songs probten, immer ausgerechnet in den ruhigsten Passagen. Murphy zum Freund, mit Easy Listening auf Kriegsfuß. Ab jetzt in unserem Coole-Typen-Buch: die.

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