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    Beatsteaks
    Limbo Messiah

    VÖ: 30.03.2007 | Label: Warner
    Text: | Erschienen in: VISIONS Nr. 170
    Platte des Monats
    Beatsteaks - Limbo Messiah

    Endlich, hier ist er wieder: der „Songs For The Deaf“-Effekt. Eine Band, die mit einem Sound etabliert schien, kommt plötzlich mit etwas, das so groß und anders ist, dass es sie in ganz neuem Licht erscheinen lässt. „Ballern“ wollten die Beatsteaks, aber das ist nicht die ganze Wahrheit.

    Ehrlich, ohne die Platte gehört zu haben, bescherte die Nachricht, ihr neues Album heiße „Limbo Messiah“ ein doofes Gefühl im Bauch. Humor und Spaß bis zur Euphorie, das war im „Launched“, war „Smack Smash“. Auch wenn dazwischen „Living Targets“ kräftig drückte und sich in jedes Album ein derber HC-Rocker schlich: Die Berliner standen lange für das Fun im Punk. Eben das schien mit „Smack Smash“ und seinen auf fröhlich-Clashigen Hymnen zum krönenden Abschluss gebracht. Unpeinlicher ging gute Laune nicht. Die lebten wir und liebten sie. Schrieen „She ain’t never gonna get wise!!“, das Bier schäumte. Bis sich eine Frage einschlich: Geht das immer so weiter? Darf es nicht – die Halbwertzeit von reinem Spaß gleicht der von Schaum auf Pils. Und das war ausgetrunken. Ein starkes Grundvertrauen auf Verstand und Können der Beatsteaks blieb. Bis zum Albumtitel. Der richtig albern daherkam. Die Unruhe wuchs, ob sie es noch mal schaffen würden, einen richtig zu packen. Bis zur Single: „Jane Became Insane“ brachte die Gewissheit, dass hier alles, wirklich alles gut gehen würde, und neues Bangen. Diesmal, ob der Rest der Platte mithalten kann.

    Ob die Berliner selbst sich solche Fragen stellen? Nein. Anders kann man sich diesen halbstündigen Brocken aus ungebremstem Vorzeigerock nicht erklären. Oder besser: seine Unbekümmertheit, seine lockere Selbstverständlichkeit. Wenn wir bei „Limbo Messiah“ Spaß haben (den neuen, großen Spaß), dann liegt das an seiner Ernsthaftigkeit, welche uns gerade bis zum höchsten Punkt des Bewegtseins führt. Mehr davon wäre Nachdenklichkeit gewesen. Und völlig fehl am Platz. Für diese Neuerfindung im Kleinen, die zuletzt im Grunde Queens Of The Stone Age mit „Songs For The Deaf“ hinbekamen, gebührt den Beatsteaks alles Lob der Erde. Ein trockener Galopp, der so ungestüm durchs Hirn dremelt wie „As I Please“ – eine echte Wunscherfüllung durch Torstenberndarnimpeterthomas: Kompliziert schrebbelnde Gitarren über Dahinschmelzgesang und präzisem Schlagzeug-Prügelgroove, das macht zusammen eine glatte 12. „Jane Became Insane“ mag man aus vielen Gründen mögen, aber der Schreiber hört genau dann sein Herz zerspringen, wenn Torsten den Bass zum Refrain überleiten lässt. Ganz große Musik.

    Mit „She Was Great“ schiebt sich gegen Ende ein richtig Marvin Gayer Track so ins Gesamtbild, wie es damals der obligatorische HC-Rock-Ausflug tat: willkommen und am wenigsten bleibend. Trotzdem toll, dass sich Rockbands heute noch Gedanken darüber machen, wie man ein Album – am Stück gehört – spannend hält. Itunes-Downloads interessiert so etwas einen Scheiß. Und schon wieder: Echtes Lob, Berlin! Auch für diese steilen Gitarrenleitern beim Gefühlsrocker „Demons Galore“; die Reggae-Synthies beim experimentierwütigen, gar nicht missglückten „Cut Off The Top“. Dann schon fast „Soljanka“, wo gen Ende eine herrlich übertriebene Snare die starke Sowjetsuppe (Arnims Höchstleistung!) nach vorn drischt. Das macht halt Spaß. Bei „E-g-o“ hören wir dann besonders gern auf Arnims und Peters Text und die (okay, hier doch) nachdenklich stimmenden Crunch-Gitarren. Alles scheinbar einfach, aber so viel dahinter. Mehr also als nur Ballern. Darin liegt die Kunst. Ab jetzt könnt ihr uns eigentlich nicht mehr enttäuschen, Beatsteaks. Wie fühlt sich das an?

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