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    Plan B (GB)
    Who Needs Action When You Got Words

    VÖ: 29.09.2006 | Label: Inkubator / Soulfood
    Text:

    Was tun, wenn Mama einen Crackhead liebt und alles nur noch nervt? Aggressiver HipHop eines besorgten Sohnes aus dem East-End, der Mike Skinner das Fürchten lehren wird.

    Um jede Verwechslung zu vermeiden: Es gab Ende der 80er Jahre eine alternative Rockband gleichen Namens, deren ehemaliger Sänger Johnny Häusler heute den viel gelesenen Berlin-Blog „Spreeblick“ voll schreibt und darin aufklärt, wie fies der Klingeltonproduzent Jamba seine Kunden abzockt. Damit hat dieser Plan B nichts zu tun; das hier ist ein MC aus dem Londoner Osten. Ein Großmaul von der Straße – auf solche Typen steht man in England, wenn man nicht gerade die Queer-Sensation Scissor Sisters oder den kaputten Pete Doherty anhimmelt. Plan B veröffentlicht also sein Debüt, und schnell fällt der kurze Gedanke daran, dass dieser UK-Hype eine Nummer zu groß ist. Dem brachialen HipHop-Opener „Kidz“ folgt „Sick 2 Def“, und es ist immer wieder überraschend, wie sehr eine eigentlich naheliegende Idee – messerscharfer Sprechgesang zur Akustikgitarre – das Ohr durchpusten kann. Daher die kühne Behauptung: So würde Bob Dylan klingen, wäre er heute jung und wütend. Im Prinzip ist Ben Drew, wie Plan B eigentlich heißt, ein Kümmerer. Sein ziemlich verkorkstes Elternhaus (Höhepunkte: „Mama Loves A Crackhead“ oder das sehr an Enimen erinnernde Familiendrama „Tough Love“), die Stimmung und die Probleme der Jungs aus dem Viertel, der Missbrauch von Drogen (hier wird nicht glorifiziert, sondern angeklagt) – zu allem hat er was zu sagen. Drews Sozialreport bündelt sich in Flüchen und verbalen Wutausbrüchen zu einem Straßenjargon, der Radioeinsätze nicht gerade einfacher macht, jedoch punktgenau die Realität einer modernen Großstadt trifft, in der die alte Bürgerlichkeit vom sozialen Elend, aber auch vom Größenwahn einiger Bewohner zu überrollt werden droht. Das Großartige an dieser Platte ist die Wucht. Nur selten zielt Drew mit souligen Refrains auf den Mainstream, aber auch das sperrige industrielle Element der alten Grime-Schule um Dizzee Rascal liegt ihm nicht. Die Wut bei Plan B äußert sich organisch; fast könnte man meinen, Public Enemy hätten zur alten Form zurückgefunden. Sogar handgemachter Crossover klingt an, und wer wirklich den Geist der alten Rage Against The Machine spüren will, sollte die gekünstelte Supergroup Audioslave weiter Floskeln dreschen lassen und hier zugreifen. Der lebendigste HipHop des Jahres, The Streets sind geschlagen.

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