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    Jarvis Cocker
    Jarvis

    VÖ: 17.11.2006 | Label: Rough Trade/Sanctuary
    Text: Daniel Gerhardt / Philipp Welsing
    Jarvis Cocker - Jarvis

    Vier-Ohren-Test

    Seit es seine alte Band nur noch in einer Tiefkühltruhe gibt, hat Jarvis Cocker wenig unternommen, um die aufgerissenen Löcher im Lebenslauf mit Beschäftigung zu stopfen. Als Auftragskiller für Nancy Sinatra oder Charlotte Gainsbourg war er hoffnungslos überqualifiziert. Als Totenkopf von Relaxed Muscle versteckte er sich hinter ausgearteter Tanzmusik und liebevollen Beiträgen für betrunkene-dekorieren.de. Der dezente Pfeil, der Name und Kopf nun auf dem Cover seines ersten Soloalbums verbindet, kann aber trotzdem nur kokettes Understatement sein. Denn wie sollten wir Jarvis jemals vergessen? Vor allem, wo er jetzt diese Platte gemacht hat, die einem gleich vertraut ist, die man herzen und drücken will, obwohl sie gar nicht so viel Spektakuläres an sich hat, die vier Jahre nach Pulp endlich wieder Pulpmusik spielt. Aus detaillierten Popliedern wurde sie zusammengepuzzelt, spielerisch und scheinbar unaufgeregt, während die linke Hand elegant das Mikrokabel schwang. Bevor ihm der Vibrafonschlager „Baby’s Coming Back To Me“, circa Pulp auf Hawaii, aber noch vor Gemütlichkeit aus den Slippern kippt, haut sich Jarvis doch lieber selbst den spitzen Ellbogen von „Fat Children“ rein. Und singt drum herum über schwarze Magie, schlechtes Wetter, fröhliches Morden oder die, pardon, Fotzen, die noch immer die Welt regieren. Er meint also das ganz normale Leben – und wie es aussieht, wenn man es durch zwei Wasserflaschenböden betrachtet.
    8/12 Daniel Gerhardt

    Das Leidige an einer Rezi ist doch: Man hört eine Platte diverse Male, um sich eine Meinung zu bilden, die sich in einer für alle begreifbaren Note niederschlägt. Schlimm genug. Dann aber: die Contra-Rezension. Und jetzt höre ich wieder. Höre wieder dieses Nichts an Album. Mein Gott, Cocker… Man darf doch guten Gewissens etwas erwarten von dir, dem smarten, fein kokettierenden, galant-zynischen Pop-und-Rock-Kenner. Man will ihn doch ein bisschen Feuer sprühen hören, sein britisches Selbstvertrauen spüren. Aber nichts davon gönnt er einem auf seinem traurigen Solohaufen „Jarvis“. Schon der Einstieg… das hier muss ja subjektiv sein. Also wundere ich mich, warum er Operation Ivys „Take Warning“ covert. Nein, ist natürlich von ihm selbst. Dem Genie. Das sich dann nicht scheut, im üblen Wohnzimmersound – also im üblen; es gibt auch schöne –, mit Regenplätschern im Hintergrund („Heavy Weather“) „I don’t mind the rain“ und „I got nothing to lose“ zu jallern; dann „Stormy weather always makes me think of you“. Wie bitte? Und jedes Riff scheint es längst schon zu geben. Auffällig zu geben. Warum, Pop-Großmeister? Wieso nur diese Akustik-Langeweile auf Albumlänge? Und diesmal schaffe ich es nicht. Diesmal komme ich nicht über Nummer sechs hinaus: „Baby’s Coming Back To Me“, das sich mit dem schön oft wiederholten Songtitel zu folgender Auflösung steigert: „Baby’s coming home“. Das hat er doch tatsächlich für Nancy Sinatra geschrieben. Was für ein Armutszeugnis. Alles hier.
    3/12 Philipp Welsing

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