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    Kano
    Home Sweet Home

    VÖ: 17.02.2006 | Label: 679/Warner
    Text: Oliver Uschmann
    9 / 12

    Technisch beeindruckend, sozial bedeutsam und keine Sekunde langweilig: So darf HipHop aussehen.

    Vor wenigen Jahren kursierte ein neuer Begriff durch Großbritanniens Presse, um seine Verbreitung über die ganze Welt anzutreten: Grime. Gemeint war eine von 2 Step, Drum’n’Bass und Elektronik beeinflusste Variante von HipHop und UK-Garage, dynamischer als der plätschernde US-Groove, tanzbar, pumpend, mit schnell wechselnden Tempi und Künstlern, die statt eines klassischen Flows in sogenannter double-time rappten, sprich: hart rhythmisch statt leger fließend. Fast entscheidender als diese stilistischen Merkmale war die soziale Dimension der Musik. Grime lebte in Netzwerken und Piraten-Radios, war Poesie von der Straße statt Straßenpoesie von Millionären. All diese Merkmale charakterisieren auch den erst 19-Jährigen Kano aus East London, dem Schubladen zwar egal sind, die Symbiose aus Tanzbarkeit und sozialem Blick aber nicht. Man merkt seinen Texten an, dass sie von unten kommen – weder im Sinne larmoyanten „Kleiner Mann“-Geleihers noch in der unseligen Tradition trotzigen Machotums, sondern durch vernunftbegabte und leidenschaftliche Rap-Poesie, die zunächst nur künstlerisch-persönlichem Antrieb entspringt. Dieser Junge will rappen, ob Erfolg oder nicht. Musikalisch offen (seine Einflüsse reichen von Metal bis Ragga) und sprachlich versiert, wechselt er zwischen Tempi und Rap-Stilen, dass es eine Wonne ist, springt zwischen Flow und Stakkato-Rap hin und her und zeigt all den Seifenspendern der Musikwelt ganz nebenher, wie knackig R’n’B klingen kann, wenn man seine Profession ernst nimmt. Eine durchweg tolle Platte.