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    Kajak
    Tief drinnen – weit draußen

    VÖ: 17.02.2006 | Label: Hausmusik/Indigo
    Text: Oliver Uschmann
    6 / 12

    Doppelrezension mit Leilanautik

    In manchen Buchläden gibt es das Fach „Junges Erzählen“, darin junge Autoren, die Pop verwenden, aber nicht profan sind. Wie diese Bands.

    Vieles trennt sie, manches eint. So atmen beide D.I.Y.-Geist, Leilanautik, weil der Bassist extra für seine Band ein Label gegründet hat, und Kajak, weil Kajak nur einer ist: Songwriter Matthias Rothaug, der sich nur für die Bühne eine Band hinzuholt. Gemeinsamer Bezugspunkt ist der gute, schnörkellose Song. Der, der dich zum Denken bringt, nicht zum Grübeln. Der dich versonnen macht und lächeln lässt, je nach Verfassung. Bei Leilanautik hüpft er dir in Form heiteren Grooves entgegen, seine Basis sind funky Gitarren, behände Bassläufe, gelegentlicher Einsatz von Trompete, Klarinette, Cello und Geige. Sehr licht, sehr transparent, sehr musikalisch. Bei Kajak regiert der Indierock in all seinen Facetten, Rothaug muss eine großen Plattensammlung haben. Die Lemonheads durchwehen einen Song, Bob Mould den nächsten, natürlich kommt man nicht umhin, auch mal Blumfeld, Samba, Sterne oder eine sportfreundliche Gesangsintonation zu hören. Die Texte von Leilanautik wirken wie kurze Zeilen unter Kalenderbildern, die freundlich aussehen, ein Seufzen enthalten und sich dem Kitsch annähern. Bei Kajak gibt’s die geballte Ladung, inklusive neckischer Zeilensprünge und einer Raffinesse, die nicht immer unverkrampft wirkt. Wie überhaupt beide Entwürfe hier und da zwischen erbauend und „zu viel des Guten“ oszillieren – Leilanautik wegen ihrer fragilen, heiteren Handwerklichkeit und Kajak, weil bei 16 Songs nicht alles sitzen kann. Mit einem Lied wie „Die großen Leute“ macht Rothaug allerdings vielen Umstandskrämern noch mal vor, wie Gesellschaftskritik mit Schrammelblick locker aus der Hüfte geht. Junges Erzählen, mit Licht und Schatten.

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    Haus der Jugend

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