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    The Twilight Singers
    Powder Burns

    VÖ: 19.05.2006 | Label: One Little Indian / Rough Trade
    Text:

    Kampflieder gegen die eigenen Süchte: Greg Dulli räumt seelisch auf, und auf seine Musik hat das überraschend harsche Auswirkungen. Was wie immer ist: die Größe der Gesten.

    Eins vorweg: Natürlich bleiben seine Twilight Singers ein vertonter Epos horizontweiter Songentwürfe, kurz in Rock getaucht und überdies aufgepimpt mit allerlei produktionellen Finessen. Das dehnt und sehnt und atmet und – das indes ist neu – freut sich hier und da über eine Positivität, die man auf Vergangenem nur erahnen konnte. Da gehen plötzlich Sonnen auf – der Horizont bleibt nicht immer düster-verhangen, sondern klart auf, bildet eine scharfe Linie zwischen dreckiger, harter Erde und erhellendem Himmel. Ebenfalls neu sind darüber hinaus Teile des Sounds: Manche Instrumente klingen geradezu brüsk, sie poltern auf mit Verzerrung und einer kontrollierten Übersteuerung, an die man sich gewöhnen muss. Da werden die kunstvoll geschichteten Vokalkanons (von denen es hier die vielstimmigsten seiner ganzen langen Karriere zu hören gibt) zugeschüttet mit britzelnden Gitarren, die förmlich im Ohr klingeln; oder ein betont stoischer Drumcomputer plantscht die schönen Arrangements vorsätzlich kaputt. Von derlei Mimikri-Details abgesehen, erhält der Dulli-Fan mit „Powder Burns“ ein weiteres ganz vorzügliches Album von der vorzugsweise dunklen Seite der Popmacht. Es ist wirklich atemberaubend, mit welch traditionellen Melodie-, Akkord- und Produktions-Mitteln er immer wieder eine ganz eigene, unverwechselbare, geradezu mystische Stimmung erzeugt. Die Musik mäandert wie eine apfelverschenkende Paradies-Schlange durch diese einzigartig gestapelten Arrangements, lullt den Hörer ein und durchsetzt ihn mit dem subtilen Gift ewiger Abhängigkeit. Womit wir bei den Texten wären; sie sind schonungslos persönlich und ja, in ihrer offensiven Ehrlichkeit ebenfalls brüskierend; sie erzählen mehr von ihm, seinem Hang zu Süchten und Abhängigkeiten als alles davor. Es sei, betont er, sein bei Weitem autobiografischstes Werk – wen wundert es da, dass es auch auf der rein musikalischen Seite zum Besten zählt, was er je aufgenommen hat? Auch wenn, das ist klar, es sich dabei nur um Nuancen handelt: Greg Dulli macht keinen Durchschnitt. Er könnte das überhaupt nicht. Wieder einmal zutiefst ergriffen, verbleibe ich anteilnehmend mitleidend.

    dein sascha krüger

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