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    Revolting Cocks
    Cocked and Loaded

    VÖ: 24.02.2006 | Label: 13thplanet/Soulfood

    Das in den 90er Jahren so unglaublich populär gewordene Wort „Sideproject“ zeigt sich hier in klassischer Blüte: sorgloses Treiben ohne Last mit einer möglicherweise verärgerten Stammkundschaft. Kein Ministry-Hörer wird Al Jourgensen für diese Sampler-Anarchie zur Rechenschaft ziehen können.

    Die eigentlich auch „Revolting Kids“ nennbare Rotte klingt immer noch wie eine Horde Spielzeugroboter, die aufbrachen, eine mittelamerikanische Kleinstadt zu brandschatzen. Und sie tun immer noch so, als müssten die mehr als zehn Jahre seit ihrer letzten Platte keine erkennbaren Auswirkungen auf den Sound haben. Schneidende Transistor-Höhen, an synthetischer Ästhetik ausgerichtetes Drum-Gebolze – wenn darüber noch Jello Biafra jault, kann man sich entweder angeekelt abwenden oder voll inspiriertem Eifer beginnen, die Inneneinrichtung zu zerlegen. Aberwitzigen Coverversionen früherer Alben wie „Do You Think I’m Sexy“ oder „Let’s Get Physical“ fügt der Punk-Fanclub El Paso diesmal die von Butthole Surfer Gibby Haynes gesungene Bauhaus-Nummer „Dark Entries“ hinzu. Ein anachronistischer Spaß, dem sich selbst Rick Nielsen und Robin Zander von Cheap Trick genau wie ZZ Tops Billy Gibbons nicht entziehen konnten. Manch einer von ihnen mag sich am Tag danach an nichts mehr erinnert haben und gibt so die perfekte Betriebsanleitung für diese Platte, die bei fachgerechter Anwendung alle nötigen Wirkstoffe für ein schmerzfreies Ausrasten besitzt.

    Carsten Schumacher – 7

    Wenn man Al Jourgensen eines nicht vorwerfen kann, dann, dass er seine Ideale verraten hätte. Auch im Jahre 20 nach „Big Sexy Land“ klappert sein x-tes Ministry-Sideproject genauso mies wie eh und je: Sirenen blöken, schale Beats rumpeln stoisch, der Transistor-Amp röchelt im Möchtegern-Modus. Leider geht Spaß mittlerweile anders. Industrial war ohne Frage mal Avantgarde – heute ist zumindest die rudimentäre, ideenfreie Spielart der Revoluzzer-Schwänze derart verrostet, hohl und abgefuckt, dass man nicht mal mehr drüber lachen will. Wie er wohl aussieht, der Revolting Cocks-Fan im Hier und Jetzt? Man kann förmlich riechen, wie die verbliebene, zu hundert Prozent männliche Hartwurst-Hörerschaft nach dem Gang aufs Sozialamt verzweifelt über zerfledderten Schmuddelheftchen vor ihren Resopal-Schrankwänden kauert und sich über die Aldi-Anlage passende Prosa à la „Viagra Culture“ oder „Prune Tang“ reindreht. Zukunft? Gibt es nicht. Frau? Weggelaufen mit den drei Blagen, das Biest. Also her mit der Frustmucke! Mal ganz abgesehen von der unsäglich unterirdischen Macho-Masche – die CD ziert eine geöffnete Jeans, und die Waffe ist, wie wir alle wissen, geladen – dürfte es kaum eine zweite Platte geben, die mit weniger Herzblut am Rechner zusammengeklatscht wurde. Ein Machwerk von Ewiggestrigen, so banal, dass man am liebsten keine einzige Zeile darüber verlieren möchte. Für den Sondermüll.

    Patrick Großmann – 2

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    Sex-O Olympic-O

    VÖ: 26.09.2008