Scott Stapp
The Great Divide

Man müsste psychologisch klären, was einen Menschen antreibt, der finanziell ausgesorgt hat und dessen Traum in Erfüllung gegangen ist. Denn Creed waren um die Jahrtausendwende die erfolgreichste Rock-Band der USA. Am Schluss nahmen sie sich nach all den Hitballaden sogar die Freiheit, ein Metal-Album wie „Weathered“ herauszubringen. Irgendwann hatten die anderen Jungs keine Lust mehr, Videos auf Wolkenkratzern zu drehen, sie gründeten mit neuem Sänger eine neue Band namens Alter Bridge, Stapp seine eigene Modelinie. Eigentlich könnte man an dieser Stelle die Rezension abbrechen; man ahnt, wie es weiter geht: Beide Parteien versag(t)en am eigenen Anspruch. Stapp sogar mehr, denn was er sich auf diesen überproduzierten und belanglosen Midtempo-Songs zusammenreimt und -singt, fällt unter Stallpflicht. Er knödelt und presst, als habe er gleich mehrere Knoten auf den Stimmbändern. Selbst in einem Land, in dem Übertreibung und Größenwahn zum Alltag gehören, schafft es jemand, sich als Selbstkarikatur bloßzustellen. Respekt vor so viel Selbstüberschätzung. Und vor der Leistung, sich mit Kid Rock zusammen beim Poppen filmen zu lassen.