CocoRosie
Noah’s Ark

„Noah’s Ark came to my house one day / With all his animals, and he took me away“ Die Schwestern Bianca und Sierra Casady leben in ihrer eigenen Zwischenwelt, irgendwo zwischen mythologischer Traumebene und teilweise sogar bissigem Kommentar einer möglichen Realität. Wer mitkommen möchte, sei eingeladen, aber eigentlich ist es auch egal, ob Besucher da sind. Die Welt von CocoRosie ist intim, selbstbewusst, verzaubernd, verstörend. Wie schon beim Debüt erhält man den Eindruck, als sänge Billie Holiday in einer Anstalt unter Begleitung elektronischen Spielzeugs auf ein LoFi-Aufnahmegerät.Wirkt verrückt, aber auch wunderschön. Man setzt sich vorsichtig an den Rand, sie soll nicht gestört werden oder gar aufhören. Doch überraschend ist der Platz dort gar nicht leer. Die Schwestern waren zwischenzeitlich auf Reisen mit Bright Eyes, Devendra Banhart, Antony & The Johnsons oder TV On The Radio. Nun sitzen also auch Anthony und Devendra mit am Rand und singen bei je einem Stück, daneben ein französischer MC namens Spleen, der ebenfalls bei zwei Liedern unterstützt. Viel Material dieses zweiten Albums sei unterwegs entstanden, haben die Schwestern erzählt. Kann man ihnen trauen? Haben sie vielleicht wieder geträumt? Als sei es in mehreren Jahren auf einer einsamen Berghütte entstanden, so scheint es vielmehr. Doch man darf nicht unterschätzen: Bianca und Sierra nehmen ihre Welt einfach mit, wo immer sie auch hingehen. Sind sie auf einer Bühne, sind sie unter sich. Geben sie ein Interview, muss sie die Journalistin erstmal erreichen. Niedlich? Eine Frage der Betrachtung. Auf dem Cover zum Beispiel ficken drei Einhörner, wobei das vorderste die Nippel gepierct hat und eine Kaskade regenbogenfarbener Tropfen kotzt. Nein, niedlich wäre übertrieben. Das hier ist wirklich außergewöhnlich.