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    Two Gallants
    What The Toll Tells

    VÖ: 17.02.2006 | Label: Saddle Creek/Indigo
    Text:
    Platte des Monats
    Two Gallants - What The Toll Tells

    Räudiger Bob Dylan, gemischt mit der direkten Intensität von 30er Jahre Blues-Veteranen wie Skip James, dem betrunkenen Charme der Pogues und der Punk-Energie Patti Smiths. Man könnte Two Gallants auch als Mischung der bebenden Verzweiflung von Conor Oberst Stimme mit der ausdrucksstarken Dynamik der White Stripes sehen, aber das griffe zu kurz.

    Einfacher Sound, dichte Verwurzelung. Nicht umsonst erscheint das Duo als erste Saddle Creek Band, die nicht auf der inzestuösen Koppel der Omaha-Szene eingefangen wurde. Wo soll man hier nur anfangen? Vielleicht beim Punk, genau wie Adam Stephens und Tyson Vogel, die Two Gallants, auch. Als HC/Punkband muss man sich dieser Tage irgendwann entscheiden: Entweder wendet man sich dem Mainstream zu (wie z.B. Yellowcard), bricht zu experimentellen Ufern auf (wie z.B. The Liars) oder tummelt sich weiter im Underground, sammelt Props und klappert Nebenjobs ab. Die Alternative: Sich an der ungestümen, wilden und ungeschliffenen Energie in der Musikgeschichte zurückhangeln und nach Identität und Bereicherung suchen. Der Weg der Two Gallants. Wer einmal die klagende Stimme Robert Johnsons oder den ausbrechenden Country-Folk Woody Guthries gehört hat; wer versteht, woher Bob Dylans oder Johnny Cashs Erzählart stammen und wer noch dazu ein nicht gerade gebügeltes und gefaltetes Herz besitzt, begreift, was dieses Duo antreibt. Adam und Tyson kennen sich aus dem Kindergarten, machen Musik seit sie elf sind und sind eines Tages von der härteren Gitarrenliga enttäuscht, weil sie schlicht zu wenig zu erzählen hat. Rammstein würden jetzt altklug anmerken, dass tiefe Brunnen gegraben werden müssten, wenn man klares Wasser will, aber das weiß man damals in San Franzisko auch ohne langweilend rumrollendes R. Entsprechend legen die Highschool-Kids die Skateboards aus der Hand und nehmen stattdessen die Schaufel. Berauscht von der Netto-Frische der Roots, der rohen Energie des Delta-Blues, der spröden Direktheit der Folk&Country-Geschichte, all dieser herrlich reduzierten und impulsiven Songs beginnt 2002 die Geschichte als Duo. Mit Gitarre und Schlagzeug, mehr als genug. Sogar mit Gig, aber weiter ohne Namen. Da beide gerade den Dubliners-Zyklus von James Joyce für die Highschool beackern müssen, entlehnen sie einfach den Titel einer Kurzgeschichte daraus. „Two Gallants“, „Die zwei Kavaliere“. Dabei geht es um das von den Engländern besetzte Irland und zwei Männer, die ein Mädchen ausnutzen, um zechenden Protestanten Geld und Zigaretten aus der Tasche zu ziehen. Eine Erzählung von Dramatik und alter Schule, genau wie die Texte der Band, deren Balladen die klassisch erzählenden sind, nicht die gefühligen Sülz-Nummern. „Crow Jane“ vom ersten Album „The Throes“ ist so eine Erzählung, motiviert durch die Geschichten aus dem tiefen Süden. „Somehow I ain’t got no hope/ cause I’m still running from the sheriffs rope“. Da sind sie plötzlich ganz nah bei Nick Cave. Textlich zumindest. Musikalisch ist es die Gitarre, die erzählt, während das Schlagzeug weniger den Rhythmus pumpt als die Geschichten emotional unterstützt. Ab und zu ertönen dazu eine Mundharmonika, Tysons Backgroundgesang, oder wie verstärkt auf „What The Toll Tells“: Schreie von hinten. Launisch. Mehrs als beim Debüt, doch dazu fokussierter in den Songs. „Desperate times call for desperate men“. Das klappte mit diesem Album besser denn je. Glückwunsch, Saddle Creek.

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