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    Monoland
    Ben Chantice

    VÖ: 20.01.2006 | Label: Supermodern/Indigo
    Text: Patrick Großmann

    Nein, eine sich aufdrängende Platte geht anders. Bei Monoland blühen die Blumen nach wie vor im Verborgenen, im ganz Privaten. Das Graben macht Noise-Nerds glücklich.

    „Ben Chantice“ ist so eine Platte, die das aktive Mittun ihres Hörers zwingend voraussetzt. Eine musikalische Umleitung über holprige Landstraßen, die auf den ersten Blick ins Nirgendwo zu führen scheinen. Das muntere Rätselraten fängt bereits an der Oberfläche an. Bei Songtiteln wie „Yuriko“, „Herra Hu“ oder „Sessna“ etwa. Was das bedeuten soll? Keinen Schimmer. Ist aber auch egal. Die Reise ins Unsagbare beginnt mit sonischem Dröhnen; im derb verzerrten Vollsuff: eine kalkige Wand aus Dutzenden kratziger Gitarren, die sich gegenseitig auflauern, bestimmt das Bild, bis sich nach und nach Konturen und so etwas wie eine Melodie aus der Masse herauslösen lassen. Bevor man sich an ihr festhalten kann, ist sie aber auch schon wieder Geschichte. Monoland um Marco Blazejczak arbeiten gern so. Da wird angedeutet, zurückgenommen, verdichtet, schließlich irgendwann eine Fährte gelegt – und abgebrochen, wenn es allzu schön zu werden droht. Man kann das als Verweigerungshaltung auffassen und nervig finden, verstellt sich dadurch aber den Weg zu einer gleichsam unterschwellig zu nennenden Melancholie. „B_Suct“, bei dem sich hinter einem Vorhang aus Gerausche ins Unendliche verhallte Kosmen ätherischen Wohlklangs auftun, wäre solch ein Fall. Ebenso der stolpernde Rocker „Pimp“ mit seinem jenseitigen Keyboard-Sample oder das mit elektronischen Beats hantierende „Levitate“. Überall Ebenen, überall Dimensionen, ein ständiges Flirren, Leiern und Tosen. Am ehesten kommen einem da noch die ewig unterschätzten Österreicher von Sans Secours in den Sinn. Deren letzte Offenbarung hieß übrigens – schräge Koinzidenz – ausgerechnet „Reverb“. Erst Monolands Dritte macht Ernst damit. Sicher: Man mag diesen Ansatz antiquiert nennen, ihn als nerdige Noise-Liebhaberei ohne große Chance auf Beachtung abtun. Andererseits sind es genau solche eigensinnigen Alben, die einem den Glauben an das Gute in der Musik wiedergeben können. Vier Berliner scheißen auf Kategorien und Pop-Strukturen. Die Charts kennen sie nicht einmal vom Hörensagen. Vier Berliner sind sich selbst genug. Das macht sie sehr sympathisch.