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    Blackmail
    Aerial View

    VÖ: 13.01.2006 | Label: City Slang/Rough Trade
    Text: Stefan Layh
    Blackmail - Aerial View

    Nach dem zornigen wie brillanten Trotzkopf „Friend Or Foe?“ halten Blackmail die Luft an und an Bandprinzipien fest. „Aerial View“ ist anders und doch genauso groß.

    „Wir können eine Platte nicht noch einmal machen“, wusste Aydo Abay, kaum dass „Friend Or Foe?“ im Frühjahr 2003 in den Plattenläden landauf, landab einsortiert war. „Es muss jetzt etwas passieren, damit es interessant bleibt.“ Etwas ist passiert. Ob es interessant bleibt? Liebe Leute, mehr als das! Nach zwei Veröffentlichungen über den Großkonzern WEA und dessen Ableger wechselten Blackmail zum Berliner Indie-Label City Slang und fügen sich blendend in die Perfektionisten-Riege mit The Notwist, Calexico oder Lambchop ein. „Aerial View“ ist bis in die letzte Faser durchdacht, eine überreiche Fundgrube für jeden Besserhörer mit Vorliebe für knarrende Gitarren. Der große Zorn ist verraucht, Noise-Rock noch immer eine Tugend. Zwar drängen „Armory“ und „Everyone Safe“ ohne Umschweife nach vorne, ihre neun Geschwister aber sind deutlich verspielter. Zum Beispiel „Moonpigs“, das zum Riff von Sluts „Staggered And Torn“ jedermann die Hand reicht („Everyone get in, even all you misfits“) und sich nach einem von Klangdetails überwucherten Mittelteil in ekstatische Euphorie entlädt. Oder „Couldn’t Care Less“, bei dem Abay uns scheinbar teilnahmslos nölend direkt vor eine wuchtige wall of noise lotst, die zweimal urplötzlich in sich zusammenfällt und erst verhaltene Klaviertupfer, später niedergeschlagene Bläser freigibt, die dann im frenetischen Finale einige Takte feurigen Ska befehligen. „Soulblind“ wühlt sich schließlich mit einem tapsigen Basslauf tief ins Ohr, den die dramatisch fiependen Synthie-Streicher und ein weiterer bittersüßer Gesangsbogen konterkarieren. Überhaupt Abay: Nach einer tollen Melodie nimmt er sich gerne zurück, wenn sich seine Kollegen in einen Kollektivrausch spielen. Weil sie das viel öfter und zugleich gelöster tun als zuletzt, lässt sich „Aerial View“ nur ebenso bedingt mit dem ungleich schrofferen „Friend Or Foe?“ vergleichen wie das mit dem vom Pop beseelten „Bliss, Please“. Der kluge Schritt zur Seite geht auch dieses Mal als Fortschritt durch. Die altbekannte Frage bleibt: Was bitte soll jetzt noch kommen aus Koblenz?

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