Bart Davenport
Maroon Cocoon

„Will you entertain us? Or will you liberate us?“, singt Bart Davenport in „LA Girls“, feister Bass über zarter Akustischer, und meint die Frauen in der Stadt der Engel. Es könnte auch ein Selbstgespräch sein: Davenport fragt Davenport, was sich sonst niemand Davenport zu fragen traut, doch jeder, der ihn kennenlernt und kennt, gern wissen mag: wie man den Mann denn bitteschön zu nehmen hat. Als LoFi-Asketen oder Produktions-Pingel, als Kauz oder Crooner? Als Rocker, Folker, Stilvereiner? „Maroon Cocoon“, seine dritte LP, gibt die Antwort – und zwar auf jede dieser Möglichkeiten. Am Anfang, wenn „Welcome To The Show“ die Platte aufmacht, mit Flöten, Pickings und lieblicher Mehrstimmigkeit, wähnt man sich auf dem besten Weg in die späten Sechziger Britanniens, in einen verwunschenen Folk-Club am Stadtrand Londons. Dann Straßenlärm, das Knistern einer vielbemühten Schallplatte und frischer Optimismus im Bossa-Nova-Takt („Clara“), ehe Funkgitarren und Soulgebläse („Finishing School“) die Stimmung noch ein Stück weiter Richtung Sonne tragen, vor der binnen Minuten abermals fahle Wolken aufziehen („Want Some“). Bart Davenport versteht das Spiel mit Licht und Schatten, schafft Zuversicht auf Schwermut, wenn nicht gerade Schwermut auf Zuversicht. Irgendwo im Halbmelancholischen mäandert er mit diesen Songs, und spätestens wenn man erfährt, dass er sie einen halben Sommer lang im Schlafzimmer geschrieben und eingespielt hat, wünscht man sich, er hätte mit Elliott Smith Bekanntschaft gemacht. Um sich ab und an noch etwas Nachhilfe im Auf-den-Punkt-kommen zu holen und sich vor allem mit jemandem austauschen zu können, dem in frühen, weniger dunklen Jahren ein „Maroon Cocoon“ ebenso zuzutrauen gewesen wäre.