From Autumn To Ashes
Abandon Your Friends

Nach dem rohen Debüt „Too Bad You’re Beautiful“ ließ das gedrosselte „The Fiction We Live“ aller

Klasse zum Trotz ein ungutes Gefühl aufkommen: Werden From Autumn To Ashes nach 150.000 verkauften

Einheiten dem Ruf des Geldes erliegen und es den anderen gleichtun – The Used, Hopesfall, wie sie

alle heißen? Ihren Hardcore- und Metal-Wurzeln Adieu sagen und in Zukunft ein trauriges Dasein als

Softies fristen? Die Anzeichen waren da. Doch „Abandon Your Friends“ zerstreut die Bedenken auf

Anhieb. Mit „Where Do You Draw The Line“ prescht gleich ein metallischer Opener vorneweg, bei dem

Ben Perri kräftig seine Galle gurgeln lässt. In „Vicious Cockfight“ bekommt Kollege Fran Mark sogar

generelles Singverbot. Und darf im Gegenzug mit seiner glasklaren Stimme „Inapprope“ veredeln, das

mit tighten drei Minuten wie prädestiniert ist für die amerikanischen Rockradios – ein fein

ausbalancierter kleiner Hit, der vollkommen in Ordnung geht. Kindern träufelt man die Medizin ja

auch auf ein Stück Würfelzucker, damit sie nicht ganz so bitter schmeckt. Aber auf „Abandon Your

Friends“ hätte es nun wirklich nicht immer wieder eine ganze Zuckerrübe als Zwischenmahlzeit

gebraucht. Die triefende Ballade „Streamline“ nämlich wirkt mitten im Album seltsam deplatziert, der

gesellige Schunkler „Kansas City 90210“ kaum weniger. Die Stärken von From Autumn To Ashes liegen

anderswo. In kompromisslosen Brechern wie „The Funny Thing About Getting Pistol Whipped Is…“ oder

„Short For Show“. Und vor allem in Überlängen wie „Sugar Wolf“, das in fünfeinhalb Minuten sämtliche

Register zieht. Spätestens, wenn das Sensationssolo zum Finale überleitet und vor den heimischen

Lautsprechern die Luftgitarre gen Decke wirbelt, ist klar: From Autumn To Ashes kochen immer noch

auf heißer Flamme.