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Wer braucht schon Musik?

Wer braucht schon Musik?
Quizshows, Doku-Soaps, Telenovelas. Das monopolisierte Musikfernsehen macht Gewinne – und verabschiedet die Musik. Bei ‚Viva Plus‚ müssen jetzt 15 Spartensendungen weichen.

Seit dem Aufkauf von ‚Viva‘ durch den ‚Viacom‘-Konzern ist ‚MTV‘ alleiniger Herrscher über das Musikfernsehen im Land und rationalisiert, was die Stifte hergeben. Was ‚MTV‘-Chefin Catherina Mühlemann (Bild) mit der Senderfamilie und ihrer Programmstruktur anstellt, würde man jedem Amateurschriftsteller als übertriebene Kapitalismus-Satire ankreiden, hätte er es sich ausgedacht. Aber nein, das hier ist echt.

Dating, Leute erschrecken und Autos aufmotzen gehört ja ohnehin schon seit geraumer Zeit zu den Programmsäulen des „Music Television“. Auf Viva mussten die Zuschauer noch diesen Sommer die Michael Jackson-Verhandlung als nachgestellte Soap ertragen. Und mit „Rebelde Way“ steht auch endlich eine Telenovela über vier Schauspielschüler auf dem Programmplan von ‚MTV‘, schließlich kann es nicht angehen, dass man dieses edle Format einem Kultursender wie ‚Sat 1‘ überlässt.

Da sich die Umwandlung der Senderfamilie von Musikfernsehen in Low Level-Unterhaltungsgeflacker nachweislich als profitabel erweist, hat Frau Mühlemann nun auch ‚Viva Plus‚ nach neuesten Economy-Maßstäben durchgepflügt. 15 von ehemals 23 Sendungen fallen weg, ins Fadenkreuz kam mehr oder minder alles, was auch nur ansatzweise abseits des Mainstreams liegt und eine Redaktion, ein Gehirn und eine Aufmerksamkeitsspanne von mehr als einer Kurz-SMS benötigt.

Abgeschossen sind u.a. das elektronische Musikmagazin „2Step“, das Live-Format „Overdrive“, die Metal-Sendung „Axt“ oder die „12 Videos zu einem Thema“-Strecke „Twelve“. Neu auf dem Programmplan steht das „Viva Plus Quiz“, ein sensationell neues Format, in dem Zuschauer anrufen und Fragen beantworten müssen, bis die Telefonrechnung das Bücherregal füllt. Auf der offiziellen Homepage des Senders wurden sämtliche abgesetzten Sendungen knapp mit einem kleinen Trauerkranz verabschiedet.

So unterliegt das Musikfernsehen unter der Ägide von ‚MTV/Viacom‘ seiner schmackhaften Evolution zum Synapsenkiller für Junge und Junggebliebene und besticht mit lebensnahen Serien wie „Laguna Beach“ (‚Viva‘), der Sendung über eine „bildschöne Teenagerclique“, die „das Glück hat, an einem der schönsten Strandabschnitte der ganze Welt heran zu wachsen“, oder der bald startenden „HipHop Reality-Doku“ namens „Unser Block“.

Zeit, Realitätsverweigerer zu werden.

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