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Legale Alternativen

Legale Alternativen
Musik und Filme aus dem Netz ziehen oder von Freunden brennen lassen – macht doch jeder. Kampagnen und Gesetze wollen davon überzeugen, dass man’s besser lässt. Und nun?

Raubkopierer. Das Wort sagt schon alles. Wer etwas kopiert, klaut das (geistige) Eigentum eines anderen. Der vermutlich viel Schweiß und Herzblut in sein Werk gesteckt hat – und das soll mit Respekt, aber auch finanziell gewürdigt werden. Es ungefragt abzugreifen, ist kein feiner Zug. Und jeder Journalist, der etwas anderes suggeriert, begibt sich auf dünnes Eis der Glaubwürdigkeit: Seine Texte darf man schließlich auch nicht einfach so verwenden, ganz ohne Einverständnis und Honorar. Nun ist es nicht so, dass Journalisten deswegen Texte abliefern, die mit Zaubertinte geschrieben sind. So etwas Ähnliches hat sich allerdings die Musikindustrie ausgedacht, als sie die Tücken der digitalen Musik bemerkte: Man darf CDs erwerben, aber oft ist ein Kopierschutz drauf. Denn digitale Musik ist nicht nur leicht zu vervielfältigen, wie es schon mit Kassetten ging. Sie ist nun auch in Nullkommanix massenhaft unter die Leute gebracht, Tauschbörsen sei Dank. Und auf Schwarzbrennerei und Tauschbörsen führt die Musikindustrie ihre Umsatzrückgänge zurück. Dieselben Ursachen macht die Filmbranche für rückläufige Kinobesuche und Umsatzeinbrüche bei Videoverleih und -verkauf verantwortlich. Für das Jahr 2002 benennt man einen Schaden von 800 Millionen Euro.

Genutzt hat die Kopierschutztechnik bisher wenig, weil Myriaden von Script-Kiddies nichts lieber tun, als Cracks dafür zu produzieren. Nach den neuen Gesetzen zum Urheberrecht ist das Umgehen eines Kopierschutzes nun aber strafbar. Man darf die entsprechenden Tools nicht mehr verwenden. Außerdem darf man nichts von „offensichtlich rechtswidrigen Vorlagen“ kopieren – darunter fällt ein nicht geringer Anteil der Angebote auf Tauschbörsen. Parallel zur neuen Gesetzgebung haben diverse Verbände aus der Filmwirtschaft unter dem Dach der ‚Zukunft Kino Marketing GmbH‘ einen eigenen Feldzug gegen Raubkopien gestartet: Die Kino-, Internet- und Posterkampagne „Hart aber gerecht“ will mit dem Slogan „Raubkopierer sind Verbrecher“ die Sache auf den Punkt bringen. Bei den einen trifft der makabre Humor der provokanten Kinospots einen Nerv, andere halten sie für sinn- und geschmacklos. Solche Kritik ist nicht nur in Internetforen zu finden: Anfang Dezember kommt eine Anfrage des Deutschen Werberats, der in einem der Filmchen eine Anspielung auf Vergewaltigung im Knast sieht.

Auf Verständnis habe man lange genug gesetzt, heißt es von den Machern. Die Kampagne wolle auch nicht potenzielle Kunden kriminalisieren: Aufmerksamkeit und Bewusstsein seien die Ziele. Und selbstverständlich sei die drastische Ansprache nicht ganz wörtlich zu nehmen. In der Tat: Die fünf Jahre Knast, auf denen da rumgeritten wird, sind für diejenigen bestimmt, die Geld mit Raubkopien verdienen. Eine Kopie fürs private Archiv ist erlaubt, wenn man also eine Platte oder einen Film gekauft hat, darf man sich im Prinzip davon eine CD fürs Auto oder Notebook brennen – sofern das Original nicht kopiergeschützt ist. Eine Verbreitung unter Freunden oder gar auf Tauschbörsen ist dagegen schwerlich als private Archivierung darzustellen. Das wird zwar nur selten zu strafrechtlicher Verfolgung führen, könnte aber eine Grundlage für das bieten, was in den USA als Klagewelle läuft: Schadensersatzklagen von den Urhebern. Alles was recht ist: Zu diesen Fragen bietet die „Hart aber gerecht“-Site eine gut aufbereitete Aufklärung.

Aufmerksamkeit hat die Kampagne sicherlich erregt. Leider gibt es auf der dazugehörigen Site kein Forum, in dem man sich über ihre Wirkung austauschen kann. In einschlägigen Mailinglisten wird ihr Erfolg eher kritisch betrachtet – allein schon, weil sich Raubkopierer nicht als alleinige Verursacher einer Krise sehen wollen, die auch mit Preispolitik und allgemeiner Wirtschaftslage zu tun haben mag. Außerdem fällt es leicht, hämische Bemerkungen zu machen über die Bemühungen einer Branche, ihre Umsätze zu retten. Viel schwieriger ist ein Gegenvorschlag dazu, was besser wäre. Deswegen fragen wir euch: Was denkt ihr über diese Kampagne – und allgemein zum Thema Raubkopien, Unrechtsbewusstsein, Lösungen? Teilt uns und anderen eure Meinung im Forum (Thread: Legale Alternativen) mit oder schickt eine Mail mit euren Ansichten an redaktion@visions.de.

Petra Engelke

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