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10 Songs mit... Muff Potter

10 Songs mit… Muff Potter
In unserer Rubrik „10 Songs mit…“ stellen Musiker:innen zehn Songs zu einem Thema zusammen und erzählen, was diese ihnen bedeuten. Heute mit: Muff-Potter-Frontmann Thorsten Nagelschmidt und 10+1 Songs über Städte.
Bastian Bochinski

01. Ideal – „Berlin“

Einer der besten Post-Punk-Songs aller Zeiten von einem der besten deutschsprachigen Rockalben aller Zeiten. Diese Energie, dieses Tempo, diese unfassbar lässige Band! Und dieser sowohl durch Text und Musik, als auch durch die atemlose Performance vermittelte Vibe eines Frühachtziger-Westberlins, das wir als Zuspätgeborene nie erlebt haben, das uns durch große Kunst wie diesen Song aber erfahrbar gemacht wird.

02. Nina Simone – „Baltimore“ (im Original von Randy Newman)

Lange dachte ich, Randy Newman hätte den Song von Nina Simone gecovert, dabei war es genau umgekehrt. Ich hätte einfach mal auf die Erscheinungsdaten gucken müssen. Das Original erschien 1977 auf Newmans drittem Album „Little Criminals“. Schon 1978 coverte Nina Simone die Nummer und benannte gleich ihr ganzes Album danach. Wie muss sich das anfühlen – du veröffentlichst einen Song und hörst ihn nur ein Jahr später in der Interpretation einer der größten Musikerinnen aller Zeiten? Nina Simone mochte ihr Album „Baltimore“ angeblich nicht besonders, aber wie toll ist bitte ihre melancholische Reggae-Version dieses an sich schon tollen Songs.

03. Tom Petty & The Heartbreakers – „Into The Great Wide Open“

Der Titelsong meines Lieblingsalbums von Tom Petty erzählt vom Aufstieg und Fall des Highschool-Absolventen Eddie, einem „rebel without a clue“, der sich nach Hollywood aufmacht, um Rockstar zu werden. Eine ur-amerikanische Erzählung von Optimismus, Glück und den Versprechungen des Showgeschäfts – „the sky was the limit“. Bis Eddie Rebels Karriere ins Straucheln gerät und Petty dessen A&R-Mann den gefürchteten Plattenfirmensatz „I don’t hear a single“ in den Mund legt. Und damit einen der amüsantesten Reime der Popgeschichte liefert, hieß es eine Zeile zuvor doch über Eddie und seine Freundin: „They both met movie stars, partied and mingled.“

04. Randy Newman – „I Love L.A.“

Schon wieder Los Angeles und schon wieder Randy Newman, diesmal im Original und von seinem 1983er Album „Trouble In Paradise“. Was in dieser dreieinhalbminütigen Pop-Oper alles los ist, die Breaks, die Chordchanges, der Sarkasmus, der ganze Wahnsinn! Ich bin mal in einem Mietwagen den Sunset Strip runtergebrettert und hatte laut „I Love L.A.“ laufen, es war mein 40. Geburtstag, der sich auf einmal gar nicht mehr so schlimm anfühlte. Ich kann das nur jedem empfehlen, funktioniert bestimmt auch zum 50., 60. oder auch 37. Geburtstag

05. Fenne Lilly – „Berlin“

Der Songtitel/Städtename kommt im Text nicht vor, was mich vermuten lässt, dass das Lied könnte in dieser Stadt entstanden sein. Der desolate Zustand des lyrischen Ichs verleitet mich darüberhinaus zu der These, dass der Song in einem dieser langen, brutalen Berliner Winter spielt. Für mich jedenfalls tut er das, und das reicht ja. Fenne Lilly und speziell ihr Album „Breach“ sei hiermit wärmstens empfohlen. Zerbrechliche Songs mit viel Humor, außerdem hat die Singer-Songwriterin aus Bristol eine wunderbare Liveband.

06. Scarlett Johansson – „I Wish I Was In New Orleans“ (im Original von Tom Waits)

„Arm-in-arm down Burgundy, a bottle and my friends and me“, heißt es hier, und das ist ja das Tolle an amerikanischen Städten: Allein die Straßennamen zu singen kann große Poesie sein, ganz besonders natürlich im Falle von New Orleans – wo sonst kann man sich mit den Freunden an der Straßenecke Royal und Desire verabreden und dann die Desire runter zum Mississippi latschen? Sehr schön auch diese Coverversion von Scarlett Johansson, die 2008 auf ihrem von David Sitek (TV On The Radio) produzierten Tom-Waits-Coveralbum „Anywhere I Lay My Head“ erschien und lediglich aus Johanssons Stimme und einer durch zahlreiche Effekte gejagten Spieluhr besteht. Tom Waits hat das vermutlich gefallen.

07. Herbert Grönemeyer – „Bochum“

Es war die Musik unserer Eltern und das wollte man natürlich erstmal nicht gut finden, aber hey, was für eine Hymne! Und was für eine Liebeserklärung an eine Stadt „tief im Westen“, die zwar „keine Schönheit“ und „leider total verbaut“ ist, dafür aber einen „Pulsschlag aus Stahl“ hat. „4630 Bochum“ war 1984 das erfolgreichste Album in Deutschland. Erst relativ spät habe ich gecheckt, dass Grönemeyer am Ende der Refrains nicht so was wie „Aaaalter Baaaauuum!“ oder „Aaaalkopop!“ ins Mikro knödelt, sondern, natürlich, was auch sonst: „Oh, Glück auf!“

08. Stevie Wonder – „Living For The City“

Einer junger Mann aus armen Verhältnissen geht von Mississippi nach New York City, gerät dort auf die sogenannte schiefe Bahn und muss für zehn Jahre in den Bau. Rassismus und Ausgrenzung, Klassengesellschaft, der Industrial-Prison-Complex, das alles steckt in diesem Song von 1974, bei dem Stevie Wonder alle Instrumente selbst eingespielt hat. Ein catchy Fender Rhodes-Riff und ein Killer-Groove. Making Sozialkritik tanzbar again! Allein für die Musik, die dieser Mann in den viereinhalb Jahren zwischen 1972 und 1976 aufgenommen hat, lohnt es sich schon, auf der Welt gewesen zu sein.

09. St. Vincent – „New York“

Von den zahllosen tollen Songs über New York einer meiner liebsten. Wie es schon losgeht: „New York isn’t New York without you, love“, singt Annie Clark, und: „You’re the only motherfucker in the city who can handle me.“ Und am Ende dann dieser unfassbare Refrain: „In Ne-ew Yoooork, concrete jungle where dreams are maaaade of …“ Wobei, warte mal.

10. The Beatles – „Penny Lane/Strawberry Fields Forever“

Zwei der besten Beatles -Songs, die sich auf Gegenden in Liverpool beziehen, in denen John Lennon und Paul McCartney aufgewachsen sind. „Penny Lane“ und „Strawberry Fields“ wurden 1967 zusammen auf einer Single mit zwei A-Seiten veröffentlicht – für eine B-Seite waren sie einfach beide zu gut. Auf einem regulären Beatles-Album sind sie nie erschienen. Muss man sich auch erstmal leisten können.

11. Muff Potter – „Nottbeck City Limits“ (Bonus)

Nottbeck ist keine Stadt. Nutbush, Tennessee, der Geburtsort Tina Turners, bei deren „Nutbush City Limits“ wir unseren Titel entlehnt haben, auch nicht unbedingt (259 Einwohner laut Wikipedia, Stand: 2000). Rheda-Wiedenbrück hingegen, das ist eine Stadt (bis zur Kommunalreform 1970 waren es sogar zwei, Rheda und Wiedenbrück), eine recht wohlhabende Stadt sogar, auch dank der dort ansässigen Tönnies Holding, dem größten fleischverarbeitenden Konzern Europas. Diese Gewerbesteuereinnahmen, ein Träumchen! Die Auseinandersetzung mit dem Leben in Städten und Dörfern hat bei Muff Potter immer wieder eine Rolle gespielt, von „I Love Fahrtwind“ und „Auf der Borsteinkante (nachts um halb 1)“ über „Niemand will den Hund begraben“ oder „Rave Is Not Rave“ bis hin zu Songs wie „Killer“ oder eben „Nottbeck City Limits“ von unserem neuen Album.

Spotify-Playlist: 10 + 1 Songs mit… Muff Potter

VISIONS empfiehlt:
Muff Potter (2022)

05.10. Köln – Gloria
06.10. Wiesbaden – Schlachthof
07.10. Jena – Kassablanca
14.10. Hamburg – Uebel & Gefährlich
15.10. Berlin – Festsaal Kreuzberg
02.11. Leipzig – Conne Island
03.11. Nürnberg – Z-Bau
04.11. München – Freiheiz
05.11. Wien – Flex
09.11. Saarbrücken – Garage
10.11. Düsseldorf – Zakk
11.11. Münster – Skaters Palace
12.11. Bremen – Schlachthof