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Feine Sahne Fischfilet bestreiten Vorwurf sexualisierter Gewalt

Feine Sahne Fischfilet bestreiten Vorwurf sexualisierter Gewalt
Nachdem kürzlich im Internet anonyme Vorwürfe „sexualisierter Gewalt“ gegen Feine Sahne Fischfilet-Sänger Jan „Monchi“ Gorkow aufgetaucht waren, hat die Band nun erstmals konkret Stellung genommen – und die Vorwürfe bestritten.
Bastian Bochinski

Begonnen hatte das Thema vor drei Wochen, als Unbekannte einen bestehenden Instagram-Account einer linken Gruppe aus Leipzig fortführten und mit dem ersten Post ankündigten, in Kürze „Informationen, auf die ihr bestimmt schon wartet“ veröffentlichen zu wollen. Versehen war die Nachricht mit dem Slogan „Niemand muss Täter sein“, eine Anspielung auf den Feine Sahne Fischfilet-Song „Wut“, in dem die Zeile „Niemand muss Bulle sein“ fällt.

Noch vor Veröffentlichung der Vorwürfe reagierte die Band darauf: In einem Statement teilte sie mit, sie wisse nicht, um welche Vorwürfe es gehe, wolle aber offen damit umgehen. Außerdem verwies sie auf Misc Berlin, eine „Agentur für kulturellen Wandel“, mit der sie schon länger zusammenarbeite, bei der sich Personen melden könnten, um Vorwürfe (erstmal ohne Beteiligung der Band) aufzuarbeiten. Einen Hinweis auf die kommenden Vorwürfe lieferte lediglich der Satz „Uns ist bewusst, dass eine Band, die nur aus Typen besteht zu Problematiken führen kann“, der bereits auf Vorwürfe sexueller Art hindeutete.

Noch am selben Abend erschienen schließlich die Vorwürfe auf einem eigens eingerichteten Blog sowie auf Instagram und Twitter. „Gegen Jan Gorkow gibt es Anschuldigungen sexualisierter Gewalt und des Machtmissbrauchs“, hieß es darin, konkreter wurden die Anschuldigungen nicht. Weiter hieß es: „Wir sagen: Keine Bühne DEM Täter! Solidarisiert euch mit den Betroffenen sexualisierter Gewalt! Hinterfragt Jan Gorkow und die Rolle, die er sich mit seiner Band und dem Buch ‚Niemals satt‘ geschaffen hat!“ Für Irritation und Kritik sorgte, dass die Gruppe Gorkow auch zahlreiche negative Adjektive wie „gewalttätig“ oder „narzisstisch“ zuschrieb und dafür Medienberichte als Beleg heranzog, die teils nur auf wenig relevanten Selbstbeschreibungen Gorkows basierten. Das Bandlabel Audiolith, an das sich die Vorwürfe ebenfalls richteten, bestritt kurz darauf, von entsprechenden Vorfällen zu wissen.

Wenige Tage später veröffentlichte die anonyme Gruppe ein weiteres Statement. Darin beschrieben sie sich als Unterstützer:innen von Personen, die von Übergriffen durch Gorkow betroffen seien. „Uns ist bewusst, dass einige detaillierte Berichte zu den Taten erwartet haben“, kommentierten sie die hitzigen Diskussionen zwischen Fans der Band und von sexueller Gewalt betroffenen Personen zu dem Thema. „Manche um sich ein genaueres Bild machen zu können, viele jedoch um ihren Voyeurismus zu befriedigen. Die Entscheidung, ob und wie Details preisgegeben werden, liegt ausschließlich bei den Betroffenen.“ Die Gruppe habe kein persönliches Interesse, Gorkow zu diskreditieren, sie wolle sich lediglich dafür einsetzen, dass Betroffenen von sexueller Gewalt trotz oft schwieriger Beweislage geglaubt werde. Was genau Gorkow vorgeworfen wird, konkretisierte die Gruppe nicht weiter.

Einige Tage später meldete sich auch der Beschuldigte selbst zu Wort: Wegen des öffentlichen Drucks auf ihn, sein Umfeld und beteiligte Venues beende er seine Buch-Lesetour vorzeitig und verschiebe die noch ausstehenden Termine. „Bis jetzt sind nach wie vor keine konkreten Vorwürfe an mich herangetragen worden, zu denen ich mich entsprechend verhalten könnte“, so Gorkow. Er sei bereit, sich solchen Vorwürfen zu stellen und mit diesen verantwortungsvoll umzugehen, wolle aber erstmal „Druck aus der Situation nehmen“.

Kurz darauf solidarisierten sich mit dem Rostocker NoBell e.V. und des sozialistischen Jugendverbands Die Falken Mecklenburg-Vorpommern zwei Organisationen aus der Heimat von Feine Sahne Fischfilet mit Betroffenen der angeblichen Übergriffe. NoBell begründete das in einem Statement damit, dass sich die Anschuldigungen „mit den Erfahrungen von Menschen decken, die sich seit 10+ Jahren in der Rostocker Linken bewegen“. Die Vorwürfe gegen Gorkow seien auch „seit Jahren bekannt“. Die Gruppe, die die Vorwürfe veröffentlicht hatte, kündigte zudem an, Kontakte zu Anlaufstellen für Betroffene zu etablieren und später eventuell Kontakt zu Betroffenen zu vermitteln.

Gestern meldeten sich nun nochmal Feine Sahne Fischfilet zu Wort: „Es gibt keine Fälle der sexualisierten Gewalt, die von uns ausging und derer wir uns bewusst sind“, schrieb die Band, äußerte aber auch, dass „Begrifflichkeiten wie bspw. Machtmissbrauch oder sexualisierte Gewalt einfach so krass unterschiedlich ausgelegt werden“, dass sie sich nicht von Verantwortung frei machen wolle und weiterhin offen dafür sei, mögliche Vorfälle aufzuarbeiten. Die Band wolle „nicht jede Kritik einfach nur wegwischen“ und weiter an dem Thema arbeiten, auch wenn niemand sich bei ihr melden würde. Denn: „Wir können einfach nicht behaupten, dass wir noch nie respektlos, peinlich oder sexistisch gegenüber Frauen gewesen sind.“ Zum Schluss hieß es: „Wir wollen und werden Teil der Lösung sein und nicht Teil des Problems.“

Auf eine VISIONS-Anfrage zur Stellungnahme Mitte Mai hatten Feine Sahne Fischfilet und ihr Umfeld keinen Kommentar abgegeben. Das anonyme Kollektiv, das die Vorwürfe verbreitet hatte, äußerte lediglich, es stehe für Interviews nicht zur Verfügung, um die Aufmerksamkeit nicht auf die Gruppe, sondern die Betroffenen zu lenken. Anfragen könnten aber weitergeleitet werden, wenn „sichergestellt werden kann, dass der Schutz der Betroffenen an erster Stelle steht“.

Instagram-Post: Erste Wortmeldung der Gruppe, die die Vorwürfe verbreitete (11.05.2022)

Facebook-Post: Feine Sahne Fischfilet reagieren noch vor Veröffentlichung der Vorwürfe (12.05.2022)

Instagram-Post: Die Vorwürfe erscheinen online (12.05.2022)

Instagram-Post: Folgestatement der Gruppe, die die Anschuldigungen verbreitete (15.05.2022)

Instagram-Post: Jan „Monchi“ Gorkow reagiert auf die Vorwürfe (19.05.2022)

Instagram-Post: NoBell e.V: solidarisiert sich (25.05.2022)

Instagram-Post: Anoyme Gruppe kündigt an, eventuell Kontakte zu Betroffenen vermitteln zu wollen (25.05.2022)

Instagram-Post: Auch die Falken MV solidarisieren sich (30.05.2022)

Facebook-Post: Feine Sahne Fischfilet weisen Vorwürfe sexualisierter Gewalt zurück (31.05.2022)