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Lieblingssongs 2021: Jan Schwarzkamp

Lieblingssongs 2021: Jan Schwarzkamp
Die VISIONS-Redaktion blickt zurück auf das Musikjahr 2021. Dieses Mal: Die 10 Lieblingssongs von Redakteur Jan Schwarzkamp.

Wenn man nur aufmerksam genug über ein gesamtes Jahr hinweg Songs sammelt, die einem ans Herz gewachsen sind, dann gibt es nie ein schwaches Musikjahr. Ein schwaches Albumjahr, das mag sein. Aber gute Songs gibt es immer reichlich. Deshalb fiel es mir auch in 2021 schwer, aus über 140 Titeln die zehn herauszufiltern, die es mir am meisten angetan, die es am längsten auf meiner Smartphone-Playlist ausgehalten, die ich vor lauter Freude via Facebook rausgehauen oder die es mehr als einmal in meine Radiosendung geschafft haben.

Das perfekte Gospel-Intro liefern Nobro. In die Kanadierinnen und ihre EP „Sick Hustle“ hatte ich mich 2020 tierisch verknallt. Umso schöner, dass sie mit dem Garage-Punk’n’Roll von „Better Each Day“ andeuten, dass für 2022 endlich das Debütalbum ansteht. So einen wahnsinnigen Arbeitseifer wie Charles Walker kann ja nicht jeder an den Tag legen. Nicht nur, dass er mit The Chisel ein sattes Oi!-Album aufgenommen und mit den Bands Boss und The Hazmats zwei tolle Singles veröffentlicht hat: Er hat auch mit Chubby And The Gang nach dem Einstand in 2020 mit „The Mutt’s Nuts“ direkt ein weiteres tolles Album veröffentlicht. Das darauf zu findende „Coming Up Tough“ klingt wie eine Mischung aus Pulps „Disco 2000“, Stones‚ „Start Me Up“ und Punk-Karaoke. „Holiday“ von Turnstile ist dann nur ein Stellvertreter für das Album des Jahres „Glow On“. Die Vereinigung von Hardcore-Vergangenheit und -Zukunft bekommt niemand so gelungen hin. Aber: die Plosivs sind immerhin in der Lage, den Surf-Punk-Garage-Rock von Rocket From The Crypt mit der sanften Indie-Stimme von Pinbacks Rob Crow zu vereinen. „Hit The Breaks“ ist der Vorbote für gleich zwei Alben, die die Supergroup in 2022 veröffentlichen will.

And now for something completely different: Hätten Lana Del Rey und Jenny Lewis eine Tochter gezeugt, es wäre Pearl Charles. Tatsächlich aber ist sie die Tochter von Comedy-Autor und -Regisseur Larry Charles („Seinfeld“, „Borat“). Mit „Only For Tonight“ hat die Country-Singer/Songwriterin den Hit aufgenommen, den ABBA auf ihrem diesjährigen Comeback leider vergessen haben. Bleiben wir bei bemerkenswerten jungen Frauen, denn Andreya Casablanca hat sich abseits von Gurr längst einen Namen mit ihrer 2020er-Pop-Single „Talk About It“ gemacht. In diesem Jahr haben sich die Londoner Post-Rocker Public Service Broadcasting mit ihr für einen ihrer Berlin-basierten Songs von „Bright Magic“ zusammengetan – das von Marlene Dietrich handelnde „My Blue Heaven“, das treibenden Post- mit motorischem Krautrock vereint.

Dass es je soweit kommen würde, dass sich die (einstigen) dänischen Post-Punks Iceage in meiner Jahres-Song-Top-Ten wiederfinden würden, damit hätte ich nicht gerechnet. Zu Beginn empfand ich die Band als nahezu unhörbar. Mit „Beyondless“ von 2018 änderte sich das langsam – und nun bin ich hin und weg von ihrem „Shelter Song“, der die Grandezza einer Spiritualized-Gospel-Ballade mit Primal-Scream-in-der-Stones-Phase-Swagger vereint. Herrlich. Dick am Piano und mit androgyner Stimme tragen auch Buzzard Buzzard Buzzard auf. Die jungen Briten schaffen es, alles was an Glam-Rock cool war, in die Gegenwart zu retten, was auch an ihren zeitgenössischen Texten liegt. Im Februar 2022 wird mit „Backhand Deals“ endlich das Debütalbum erscheinen – und „New Age Millennial Magic“ war bereits im April der erste Streich davon.

Bleibt noch der psychedelische Ausklang: Seit einer Weile habe ich Appetit auf Neues von Goat. Die schwedischen Voodoo-World-Beat-Psychedeliker:innen hatten nach ihrem dritten Album „Requiem“ von 2016 leider nicht mehr allzu viel veröffentlicht. Mit „Headsoup“ gab es in diesem Jahr immerhin eine Compilation all ihrer Raritäten – inklusive zwei neuer Songs. Das grandiose Fuzz-Spektakel „Queen Of The Underground“ ist eines davon. So sehr ich Hunger auf Goat habe, so überfressen habe ich mich an King Gizzard & The Lizard Wizard. Zumindest ein wenig – was bei dem Output nachvollziehbar sein sollte. Dass sie ihr Album-Doppel „K.G.“ und „L.W.“ aber mit dem achteinhalbminütigen Doom-Brecher „K.G.L.W.“ abschließen, davon haben ich mich natürlich um den Finger wickeln lassen.

Playlist: Die 10 Songs des Jahres von Jan Schwarzkamp