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Kommentar: "Die Absage des Konzerts von Feine Sahne Fischfilet ist ein kulturpolitischer Skandal"

Kommentar: „Die Absage des Konzerts von Feine Sahne Fischfilet ist ein kulturpolitischer Skandal“
Das Bauhaus Dessau hat vergangene Woche ein vom ZDF geplantes Konzert von Feine Sahne Fischfilet in den eigenen Räumen untersagt. Dies geschah, nachdem AfD und CDU sich lautstark wegen dieser „linksextremen Band“ beschwert hatten. Angeblich sei die Entscheidung nicht auf politischen Druck hin gefallen – VISIONS-Autor Andreas Kohl hält sie trotzdem für unsäglich.
Tadashi Okochi © Pen Magazine

In aller Deutlichkeit: Die Absage des Konzerts von Feine Sahne Fischfilet im Bauhaus Dessau ist nichts weniger als ein kulturpolitischer Skandal. Von ihrem Hausrecht Gebrauch macht eine Institution, die in den ganz dunklen Jahren Deutschlands genau das nicht war, was sie jetzt als Begründung anführt: unpolitisch. In Anspruch und Herangehensweise klar antifaschistisch, sozialistisch und internationalistisch, von den Nazis verfemt als „bolschewistisch“ und „kommunistisch“, wurde das Bauhaus in Weimar 1925 ebenso wie in Dessau 1932 auf Druck von rechts geschlossen. Zu Zeiten der DDR war es ein Hort für künstlerische Subversion und Dissidenz.

Im Jahre 2018 nun gibt die Stiftung Bauhaus Dessau Druck weiter an das ZDF – einem zur politischen Neutralität verpflichteten, öffentlich-rechtlichen Sender, der die Band zu dieser Veranstaltung eingeladen hatte. Die Gefahr einer Gegendemonstration von rechts – erwartet auf Basis nebulöser „Verabredungen“ in sozialen Medien, deren Begleitung und Absicherung ganz klar in die Hände staatlicher Exekutive fiele und die im besonderen Fall Recht und Möglichkeiten hätte, sie vom Bauhaus fernzuhalten –, wird von offizieller Seite der Stiftung als Furcht vor „politischer Agitation und Aggression“ kaschiert. Ein Blick auf das Entscheidungsgremium macht die Sache pikant: Die Stiftung Bauhaus Dessau ist „eine gemeinnützige Stiftung, getragen vom Land Sachsen-Anhalt, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) sowie der Stadt Dessau-Roßlau“. Der Stiftungsratsvorsitzende ist Rainer Robra, Sachsen-Anhalts Kulturminister, der sich mit seiner Partei CDU nach der Absage beeilte, in unverhohlenem Schulterschluss mit der AfD die Absage zu feiern. Eben jene AfD war es übrigens auch, die im Vorfeld die Bauhausstiftung überhaupt auf den Trichter brachte, als sie über soziale Medien Protest angemeldet und damit entsprechende rechte Zirkel angespitzt hatte.

Ja, man darf hier einen Angriff auf die Freiheit der Kunst und Meinungsäußerung wittern. Ob es sich um Zensur handelt, ließe sich wohl nur juristisch klären, es sollte den Verantwortlichen aber klar sein, wie dünn das Eis ist, auf dem sie sich hier bewegen. Politisch ist das alles mindestens eklig, zumal sich die öffentliche Diskussion hier weniger um die Beugung demokratischer Grundprinzipien dreht, sondern vielmehr um inhaltliche Fragen, die zu stellen zwar nicht falsch ist, aber den eigentlichen Skandal leider kaschiert. Aber auch dort ist die Faktenlage klar: nein, Feine Sahne Fischfilet sind keine verfassungsfeindliche und schon gar keine linksextremistische Band (was ist denn das überhaupt?). Die vorangegangene, höchst umstrittene Beobachtung durch den Verfassungsschutz Mecklenburg-Vorpommern erbrachte keinen Nachweis extremer, demokratiefeindlicher Handlungen oder einen Aufruf dazu. Sänger Monchi hatte ein paar Klagen am Hals wegen verschiedener Delikte, von denen er aber allesamt freigesprochen wurde. Die Musik der Band, ob man sie mag oder nicht, ist durch die im Grundgesetz verankerte Meinungs- und Kunstfreiheit geschützt, genauso wie die Programmplanung des ZDF. Punkt.