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Draußen! - Die Alben der Woche

Draußen! – Die Alben der Woche
Freitag ist Plattentag – und wir stellen euch wie gewohnt die wichtigsten Neuerscheinungen der Woche vor. Diesmal mit den neuen Alben von Lucifer,
Lee Ranaldo,
Devildriver und
RVG. Zur Platte der Woche küren wir „Black Wash“ von Pagan.

Lucifer – „Lucifer II“


Mit ihrer zweiten Platte schlüpfen Lucifer aus ihrem doomigen Gewand und nehmen uns mit auf eine Zeitreise in die 70er Jahre. Das Trio der Berliner Sängerin Johanna Sadonis, dem nun auch The Hellacopters-Chef Nicke Andersson zugehörig ist, hat sich den Sounds des aufkeimenden Classic Rocks verschrieben. „Lucifer II“ ist voller schwerer, bluesiger Hardrock-Riffs wie in „Reaper On Your Heels“ oder dem geradlinigen „Phoenix“, über die Sadonis ausschweifend singt, was fast jedes Mal Hymnencharakter hat. Lucifer geben sich ganz bewusst den Klischees hin, seien es die röhrenden Rockorgeln in „California Sun“ oder die protzigen Gitarrensolos, die fast jeden Song krönen. Dass das wahnsinnig gut funktioniert, merkt man spätestens, wenn man zu den mitreißenden Halbballaden „Dreamer“ und „Before The Sun“ nach links und rechts schunkelt. Die Band wirkt viel gefestigter als auf dem ersten Album – da vermisst man den Doom gar nicht mehr.

Album-Stream: Lucifer – „Lucifer II“

Lee Ranaldo – „In Doubt, Shadow Him!“

Lee Ranaldo und die französischen Experimental-Musiker Hifiklub liefern mit „In Doubt, Shadow Him!“ den Soundtrack zu der gleichnamigem Dokumentation über den Sonic Youth-Gitarristen. An dramatischem Schmückwerk oder dem, was John Carpenter einmal „Wallpaper Music“ nannte, ist diese Platte nicht interessiert. Stattdessen liefert sie experimentellen Artrock, der durch raue, elektronische Klangteppiche und dadaistische Spoken-Word-Texte eine Atmosphäre erschafft, die schwer zu greifen aber leicht zu fühlen ist. An Klarheit ist Ranaldo nicht interessiert, ganz im Gegenteil: Die größte Stärke der Platte ist ihre Verweigerung, Statements klar zu definieren oder fokussierte Einblicke zu geben, weder durch Texte noch durch musikalische Akzente. Biographische Texte mit persönlicher Bindung gibt es hier nicht. Stattdessen entpuppt sich das Album als Reise in die fremde Gedankenwelt eines Künstlers, dessen Gedanken auch ohne Erklärung faszinieren. „Your Face At The Window“ intoniert Ranaldo auf dem Opener „Racing Thoughts“ immer wieder wie ein besessenes Tonbandgerät, bis man die Bedeutung des Satzes vergessen hat und man zwischen den Zeilen etwas Neues zu hören glaubt. Eine Reise in die ungeordnete Gedankenwelt eines Vordenkers: Verwirrend, erstaunlich, fordernd, mysteriös und einzigartig.

Album-Stream: Hifiklub & Lee Ranaldo – „In Doubt, Shadow Him!“

Devildriver – „Outlaws ‚Til The End Vol. 1“

Devildriver kleiden auf „Outlaws ‚Til The End Vol. 1“ Country-Größen wie Johnny Cash, The Eagles und Willie Nelson in neue, bleischwere Kleider. Das Ergebnis ist keine klassische Cover-Platte, sondern eine Ansammlung von Songs, die ihre Vorbilder radikal transformieren. Groove und ruhige Akzente werden gründlich entfernt, stattdessen dominieren Double-Bass, dröhnende Doom-Riffs und Shouts das Klangbild. Ob Fans der Originale sich damit anfreunden können, muss jeder für sich entscheiden. Doch Devildriver begeben sich ganz gezielt auf die Suche nach dem Kern der Songs. Nach dem, was sich hinter einer markanten Stimme, einer berühmten Melodie oder einem Genre-Versatzstück versteckt. Die zentrale Frage der Platte lautet: Kann man ein Stück übersetzen, nachdem man ihm die zentralen Merkmale genommen hat? Devildriver beantworten diese Frage auf ihrer neuen Platte mit ja – denn „Outlaws ‚Til The End Vol. 1“ strotzt nur so vor beinharten Neuinterpretationen, die alles und nichts mit ihren Vorbildern zu tun haben.

Album-Stream: Devildriver – „Outlaws ‚Til The End Vol. 1“

RVG – „A Quality Of Mercy“

RVGs verhallter Post-Punk bedient sich gleichermaßen an den Sounds der späten 70er Jahre und dem Proto-Punk und Garage Rock der 60er. Und dieser Mix wird noch dadurch abgerundet, dass Sängerin und Transfrau Romy Vager ähnlich dramatische Stimmqualitäten besitzt wie The Velvet Underground-Kopf Lou Reed. Bei der Romy Vager Group – der ausgeschriebenen Variante von RVG – tänzeln und wabern die Surf-Gitarren um Vagers romantischen Texte, die manchmal mit viel Humor („You fell in love with an IBM“), manchmal jedoch umso verletzlicher herüberkommen. „A Quality Of Mercy“ war schon im vergangenen Jahr in Australien erschienen, wo RVG herkommen, und doch klingt das Album, als käme es aus einer ganz anderen Zeit.

Album-Stream: RVG – „A Quality Of Mercy“

Unsere aktuelle Platte der Woche, „Black Wash“ von Pagan, und alle weiteren Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.