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Draußen - Die Alben der Woche

Draußen – Die Alben der Woche
Freitag ist Plattentag – und wir stellen euch wie gewohnt die wichtigsten Neuerscheinungen der Woche vor. Diesmal mit den neuen Alben von Madsen,
Mourn,
The Gaslight Anthem und den
Blackout Problems. Zur Platte der Woche küren wir „Survive Sunrise“ von ASG.

Madsen – „Lichtjahre“

Mit „Rückenwind“ erschien das Quartett aus dem Wendland vor einigen Monaten zurück auf der Klangfläche: Der krachende Song mit Aufbruchsstimmung bildet aber nur einer der vielen Facetten ihres neuen Albums „Lichtjahre“ ab. Auf dem versammeln Madsen alle ihre Stärken: Sei es ein wenig bittersüßer Schmalz mit der Nostalgie-Hymne „Mein erstes Lied“, die großen, Kraft spendenden Emotionen von „Wenn alles zerbricht“ oder doch der gesellschaftskritische Unterton von „Keiner“. Letzterer lädt mit trockenem Humor in Zeilen wie „Das Essen haben wir natürlich nicht fotografiert“ oder „wir hatten keinen Akku und auch keinen Plan“ zum Schmunzeln ein, regt aber auch zum Nachdenken über digitale Konsumkultur an, während es sehnsüchtig „den süßen Hauch der Vergänglichkeit“ einzufangen versucht. Ihre Komfortzone verlassen Madsen mit „Ich tanze mit mir allein“, ihr ohne Zweifel bisher elektronischstes Stück. Und doch klingt es nach ihnen – ganz „vermadst“ eben, wie Fans und Band es gerne nennen.

Album-Stream: Madsen – „Lichtjahre“

Mourn – „Sorpresa Family“

Alles in Ordnung, trotzdem alles mies: Unter diesem Motto feuert die katalanische Band Mourn auf „Sorpresa Family“ ihren kantigen Post-Punk über eine geordnete Welt ohne Ordnung ab. Immer wieder geht es in den simplen und doch brillanten Texten um falsche Freunde, enttäuschte Erwartungen und irreführende erste Eindrücke. „Who are you to say what I am stranger?“, faucht es am Anfang von „Stranger Ones“ einem ehemaligen Freund entgegen. „Barcelona City Tour“ lullt den Hörer mit Gesprächen aus einem Café ein, bevor die Band mit dissonante Gitarrenlinien und keifendem Gesang vor die Köpfe stößt. Mourn vertonen ihren zynisch-paranoiden Weltzweifel mit rauem und noch verschachteltem Punk, der vor allem im Wechselspiel der beiden Gitarren seine Feinheiten erkennen lässt. „Doing It Right“ unterlegt die wahre Geschichte über einen Labelstreit mit bedrohlich stampfenden Akkorden, die Gitarrenduelle auf „Candleman“ spielen bewusst immer weiter aneinander vorbei, bis im Refrain die Dissonanz Einkehr hält. So entsteht ein wildes, rohes Album, mit dem Mourn Gefühle verarbeiten, die sich nur schwer in Worte fassen lassen.

Album-Stream: Mourn – „Sorpresa Family“

The Gaslight Anthem – „The ’59 Sound Sessions“

The Gaslight Anthem wagen mit „The ’59 Sound Sessions“ den Blick in die Vergangenheit. Auf der Platte versammeln sie zum größten Teil Demos zu ihrem zweiten Album „The ’59 Sound“, sowie ein Cover des Folksongs „God’s Gonna Cut You Down“. Zusammen wird das zur Reflektion über eine mittlerweile Stadien füllende Band: Die hochgepeitschten Hooks von Sänger Brian Fallon loungieren schon in den Demo-Versionen einiger Songs, und auch der Flirt mit dem Stadionrock, spätestens mit „Handwritten“ unbestreitbar, ist schon den ersten eigenen Aufnahmen anzuhören. Doch dazu erlebt man die Band in einer Phase, in der sie besonders aufgeregt und abenteurlustig klingt. Da entstehen die Fragen: Würden die heutigen Gaslight Anthem noch einen Song wie „Miles Davis & Cool“ riskieren, mit seinem albernen Text und seinem dissonanten Punk-Break? Hätten Gaslight Anthem 2018 noch Interesse an einem Cover von „God’s Gonna Cut You Down“? „The ’59 Studio Sessions“ kann diese Fragen nicht beantworten, aber vielleicht reicht es ja auch, dass es sie fragt. Für Fans der Band gerät die Platte so zur kollektiven Erinnerung, mit allem, was zum Erinnern dazugehört: Euphorie, Grübeln, Freude, Nostalgie und ja, vielleicht auch ein bisschen Trauer, dass es ein zweites „’59 Sound“ nicht geben wird.

Album-Stream: The Gaslight Anthem – „The ’59 Sound Sessions“

Blackout Problems – „Kaos“

Mit James und Holly arbeiten Blackout Problems erstmals mit Protagonisten auf ihrem Album: Weg von der äußeren, gesellschaftskritischen Sicht, wie sie noch auf dem Vorgänger „Holy“ zu hören war, hin zur inneren, emotionalen Sicht auf die Dinge geht es in „Kaos“. Dazu gehört es auch, neue Klangwelten zu erkunden, wie es die Alternative-Rocker beispielsweise auf dem Titletrack tun, der mit seinen elektronischen Komponenten und dem ruhigen Indiepop-Sound kaum an die bisherige Musik der Münchener erinnert. Die Singleauskopplung ist jedoch kein Indikator für den Gesamtsound der Platte: Auf der findet man den durch ihre Drums gelenkten Song „Difference“ oder den von der ersten Sekunde an nach vorne bretternden Opener „How Are You Doing“. „Kaos“ nimmt sich aber immer wieder Momente der Ruhe, wie schließlich auch mit dem letzten Song „James“, den sanftes Klavierspiel und ein fast engelsgleicher Chor trägt – friedlich und versöhnend. Das innere „Kaos“ scheint zum Schluss gebändigt.

Album-Stream: Blackout Problems – „Kaos“

Unsere aktuelle Platte der Woche, „Survive Sunrise“ von ASG, und alle weiteren Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.