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Draußen - Die Alben der Woche

Draußen – Die Alben der Woche
Freitag ist Plattentag – und wir stellen euch wie gewohnt die wichtigsten Neuerscheinungen der Woche vor. Diesmal mit den neuen Alben von Get Well Soon,
Yob,
Dance Gavin Dance und
The Get Up Kids. Zur Platte der Woche küren wir „Stranger Fruit“ von Zeal & Ardor.

Get Well Soon – „The Horror“

Get Well Soon vertonen mit „The Horror“ einen Alptraum. Einen der mehr ist als das Monster im Schrank, einer, der oft nur ein Strudel aus Eindrücken und Bildern ist, bei dem ein Lächeln genauso furchteinflößend sein kann wie das Monster im Keller. Mit dem neuen Album verneigen sie sich vor der unendlichen Weitläufigkeit und Vielfältigkeit des Schreckens. Das düstere „Nightmare No. 1“ vereint die Verlorenen und Vergessenen um ein schleppendes Jazz-Klavier, „Nightjogging“ und „(How To Stay) Middle Class“ handeln von Alpträumen, die keinen Schlaf brauchen. Klanglich arbeitet das Projekt um Konstantin Gropper mit Referenzen an Oper, Film- wie Kammermusik und Pop. Irgendwo in der düsteren Klang-Kathedrale von „Nightmare No. 1 (Collapse)“ versteckt sich sogar ein böse grinsender David Bowie. Der Flirt mit der Eingängigkeit auf der Vorgängerplatte „Love“ hat sich dennoch mit dem Schließen der Lider erledigt: Get Well Soon tauchen ab in die Finsternis, und das mit einem abstrakten, hochambitionierten Album, das dem Ungreifbaren des Traums bedrohlich nahe kommt.

Album-Stream: Get Well Soon – „The Horror“

Yob – „Our Raw Heart“

Yob haben noch nie Musik für Hektiker gemacht – und auch auf seinem neuen Album „Our Raw Heart“ nimmt sich das Doom-Metal-Trio ganze 73 Minuten Zeit, um nur sieben Songs zu entfalten und atmen zu lassen. Bei Yob geht es eben um das Langgezogene, die Verehrung des Riffs, das Zeitlupen-Grollen. Was nicht bedeutet, dass sich das Trio nur aufs Instrumentale konzentriert: Im Opener „Ablaze“ übernimmt nach zwei Minuten Sänger Mike Scheidt den Song mit flehendem Doom-Gesang. Dynamik entwickeln Yob eher in der Lautstärke als im Tempo: Die ineinander übergehenden „In Reverie“ und „Lung’s Reach“ reizen das Spektrum zwischen entfernt brummenden, vereinzelten Basstönen und dröhnenden Riffs mit vibrierendem Gesang aus. Im Zentrum der Platte steht das 16-minütigen „Beauty In Falling Leaves“: Nirgendwo sonst steigern sich Yob auf dem Album so konzentriert und emotional von cleanen Gitarren und Scheidts Klage-Vocals in ein prunkvolles, feierliches Rauschen. Aber auch sonst entwickelt „Our Raw Heart“ mit der Zeit einen Sog, der auch Zweifler langsam gefangen nimmt – die nötige Geduld vorausgesetzt.

Album-Stream: Yob – „Our Raw Heart“

Dance Gavin Dance – „Artificial Selection“

Was für eine Achterbahnfahrt! Dance Gavin Dance pendeln auf ihrem neunten Album noch stärker zwischen poppigen Hymnen und frickeligem Art- und Metalcore. Jon Mess und Will Swan nehmen sich gekonnt des Screamings an, während Tilion Pearson den typischen Core-Sound auf „Artifical Selection“ immer wieder durch Pop-Kapriolen im Falsett ausbalanciert. Im Opener „Son Of Robot“ geht der poppige Vibe schnell über in einen Haken schlagenden Mathrock-Sound, und auch sonst entsteht im Spannungsfeld von Pop und Härte überraschend viel Tiefgang. Durch die dritte Single „Care“ hingegen zieht sich ein sanfterer, harmonischerer Indie-Sound, der nur gelegentlich durch einige Screams an Rauheit gewinnt. „Midnight Crusade“ wiederum lehnt sich stärker an die Post-Hardcore-Wurzeln der Band und tritt aufs Gas, sodass der Song auch ohne Pearson funktioniert hätte. Dance Gavin Dance funktionieren eben – an beiden Enden ihres zappeligen Art-Core.

Album-Stream: Dance Gavin Dance – „Artificial Selection“

The Get Up Kids – „Kicker“ (EP)

Viele Bands rennen vor der Nostalgie davon, The Get Up Kids grätschen frontal hinein. Ihre neue EP „Kicker“ behandelt Nostalgie wie ein Kunstwerk, das mit jedem Blickwinkel neue Facetten enthüllt. Neuerfindung geschieht hier nicht mit neuen Instrumenten, einem anderen Stil oder klanglicher Ausdehnung; sie kommt mit dem Blick in die Vergangenheit. So suhlt sich „Kicker“ genüßlich in allem, was die die Emo-Helden groß gemacht haben: Da sind die nörgeligen Lead-Gitarren, zum Beispiel auf „I’m Sorry“, die grungende Rhythmus-Gitarre auf „Better This Way“ genau wie das allgegenwärtige zappelige Schlagzeug. Trotzdem klingt die Performance von The Get Up Kids so unverkrampft und tight wie auf keiner ihrer vorherigen Platten. Fast schon paradox: Was wie damals klingen soll ist unverkennbar jetzt, der Bogen zurück ist der Schritt nach vorne.

The Get Up Kids – „Kicker“ (EP)

Unsere aktuelle Platte der Woche, „Stranger Fruit“ von Zeal & Ardor, und alle weiteren Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.