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Rock am Ring: Erste Besucher fordern Geld zurück

Rock am Ring: Erste Besucher fordern Geld zurück
Die ersten Rock am Ring-Besucher haben wegen der nach Unwettern abgesagten Konzerte des Festivals einen Teil ihres Eintrittsgeldes zurückgefordert und organisieren sich im Internet. Gegenüber VISIONS erklärten Fachleute, was bei einer Rückforderung zu beachten ist – und im Netz beleuchten Experten die Frage, wie das Festival gegen die drohenden finanziellen Schäden versichert ist.

Nachdem bei Rock am Ring am vergangenen Wochenende im Zuge schwerer Unwetter über 70 Menschen verletzt worden waren, veröffentlichte die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz daraufhin eine Einschätzung, laut der Besucher vermutlich Anspruch auf eine Teilerstattung des Ticketpreises haben.

Diese Möglichkeit nehmen nun die ersten Besucher wahr: 21 Rock-am-Ring-Gäste haben mit Unterstützung des Rechtsanwalts Andreas Tryba Geld vom Veranstalter, der Marek Lieberberg Konzertagentur (MLK), zurückgefordert. „Meinen Mandanten geht es nicht darum, eine Klage anzustreben, sie wollen zunächst mal mit dem Veranstalter ins Gespräch kommen“, sagte Tryba gegenüber VISIONS. Zum Teil hätten seine Mandanten persönlichen Besitz auf dem Gelände von Rock am Ring zurücklassen müssen, um dessen Ersatz es auch gehe. Noch habe MLK nicht auf die Schreiben reagiert, einen Austausch mit dem Veranstalter gebe es bisher nicht.

Laut Einschätzung des Anwalts habe der Veranstalter sich gegen eine Rückforderung in seinen AGB nicht ausreichend abgesichert. „Darin steht sogar, dass die Veranstaltung bei jedem Wetter stattfindet“, so Tryba, die Besucher hätten daher einen begründeten Anspruch auf eine Teilerstattung. Der Begriff „Höhere Gewalt“ sei dabei zunächst nicht entscheidend, es gehe zuvorderst darum, dass Konzerte ausgefallen seien und der Veranstalter damit seine Verpflichtungen den Ticketkäufern gegenüber nicht erfüllt habe. Wie die Verbraucherzentrale hält Tryba eine Erstattung bis zu 50 Prozent des Kaufpreises für denkbar.

Fans, die Geld zurückfordern wollen, können sich dafür wie bereits beschrieben direkt an MLK wenden. Ob man sich zu diesem Zeitpunkt bereits die Hilfe eines Anwalts hole, sei laut Tryba „Geschmackssache“ – wer mit dem Veranstalter nicht direkt kommunizieren wolle oder den Aufwand lieber abgeben wolle, könne sich auch direkt von einem Anwalt unterstützen lassen. „Das ist aber mit Kosten verbunden, so lange der Veranstalter nicht im Verzug ist, was ich hier nicht gegeben sehe“, sagte Tryba. Zur Höhe der Kosten wollte er keine Angaben machen, Ring-Besucher können aber mit Tryba und seiner Kanzlei Dittmann & Hartmann Kontakt aufnehmen und sich beraten lassen. „Vermutlich wird der Veranstalter das Originalticket als Beleg fordern“, so Tryba. Aber auch mit einer Rechnung oder einem Bankauszug könne man seinen Anspruch mutmaßlich wirksam belegen.

Erst, wenn der Veranstalter die schriftlich eingereichte Rückforderung der Besucher oder des sie vertretenden Anwalts ablehne, könnten diese den Klageweg bestreiten, so Tryba.

Wie genau Rock am Ring gegen Konzertabsagen wegen Unwetter versichert ist, ist nicht bekannt. In der Süddeutschen Zeitung vermutete jedoch ein Versicherungsexperte, dass die Schäden zum großen Teil oder komplett von einer Versicherung abgedeckt seien. „Events in der Größe des Rock-am-Ring-Festivals haben immer eine Ausfallversicherung abgeschlossen, um die Eigenrisiken abzufangen“, so Mark Höhne vom Berliner Versicherungsmakler Schwandt gegenüber dem Medium. Das würde auch Wetterrisiken einschließen.

Rock am Ring ist beim Düsseldorfer Unternehmen Ergo versichert, dass sich bisher nicht näher zu dem Fall äußerte. Bei einer Veranstaltung in der Größe von Rock am Ring könnte es aber um Versicherungssummen in zweistelliger Millionenhöhe gehen. Rechtsanwalt Andreas Tryba geht davon aus, dass die Versicherung auch eine berechtigte Forderung zunächst einmal versuchen wird abzuwehren – MLK könnte ein langwieriger Rechtsstreit mit Ergo drohen, was das zögern des Veranstalters hinsichtlich einer Erstattung erklären könnte.

Bei Facebook sammeln sich Besucher, die über eine Rückforderung nachdenken, derzeit in einer Gruppe.

MLK wollte sich am Freitag auf VISIONS-Anfrage zum Thema Rückerstattung nicht äußern.

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