0,00 EUR

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

Startseite » News »

Draußen! - Die Alben der Woche

Draußen! – Die Alben der Woche
Freitag ist Plattentag – und wir stellen euch wie gewohnt die wichtigsten Neuerscheinungen der Woche vor. Diesmal mit den neuen Alben von Samavayo,
White Lung.
Zur Platte der Woche küren wir "Ein Ende" von Captain Planet.

Anorak – „Enthusiasts And Collectors“

Ein Screamo-Album im Jahr 2016 – kann das gut gehen? Dass es auf jeden Fall möglich ist, beweisen Anorak mit ihrem Debüt „Enthusiasts And Collectors“. Die Band, die sich vorgenommen hat, immer alle Wörter klein zu schreiben, sticht vor allem durch den anklagenden Punk-Gesang von Frontmann Philipp Lessel heraus, der manchmal leider etwas zwischen seinen Bandkollegen untergeht. Auf elf Songs singen und schreien Anorak sowohl über politische Themen als auch über das menschliche Innenleben im besten Stile von La Dispute oder Touché Amoré. Die Gitarren scheuen sich aber nicht, auch cleane Passagen zu spielen und neue Melodien zu den Songs hinzuzufügen. So wird neben Posthardcore-Elementen auch noch ein wenig Indie beigemengt. Am besten funktioniert diese Mischung auf Songs wie dem ohrwurmverdächtigen „Cessation“ oder der etwas ruhigeren Single „The Mood“.

Album-Stream: Anorak – „Enthusiasts And Collectors“

Samavayo – „Dakota“

Zuletzt waren Samavayo im VISIONS-Kontext eher abgeschrieben. Die letzten beiden Alben „One Million Things“ und „Cosmic Knockout“ wussten nicht zu überzeugen und man prophezeite das Ende der Band. Mit dem Stoner-Brocken „Dakota“ straft das Berliner Trio nun alle Zweifler Lügen. Direkt der Opener „Arezooye Bahar“ mit seinem Kyuss-Charme und der ätherisch erhöhten Stimme von Sänger Behrang Alavi gegen Ende bahnt den Weg für ein facettenreiches Album. Die im Genre immer wieder präsenten arabischen Klanganleihen haben bei Samavayo endlich eine Daseinsberechtigung gefunden: Alavi singt in „Iktsuarpok“ in seiner persischen Muttersprache und lässt süffisant die „Rs“ über die verfuzzten Gitarren rollen. Die Berliner lassen sich aber nicht alleine darauf festnageln. Das vielschichtige „Intergalactic Hunt“, der Instrumental-Knüppel „Overrun“ oder das leicht psychedelische „Kodokushi“ zeigen eine spielfreudige, vielseitige Band die nicht zu Unrecht als Stoner-Hoffnung hierzulande galt und mit „Dakota“ endlich die musikalische Begründung liefert.

Album-Stream: Samavayo – „Dakota“

Tides From Nebula – „Safehaven“

Auch wenn sie ihr Album „Safehaven“ nennen: Einen sicheren Hafen haben Tides From Nebula hier nicht erschaffen. „Safehaven“ ist ein Album, auf dem sich hinter jeder Ecke eine neue Überraschung verbirgt, nach jedem Takt eine neue Melodie, eine neue Harmonie hervorkommen kann und das immer wieder mit neuen Effekten aufwartet. Das vierte Album der Warschauer beginnt verträumt und sphärisch, dann setzen die Effekte ein, die Gitarre wird erstmals richtig verzerrt und schließlich bricht der titelgebende Opener auf und macht den Weg frei für verspielte Gitarrensequenzen. Damit ist auch die Richtung für dieses instrumentale Postrock-Album vorgegeben, das seine Sache besser macht, als der Großteil seiner Artgenossen in den 90ern. Träumerische Parts, in denen sich Keyboards und E-Gitarre harmonisch perfekt ergänzen, wechseln sich mit etwas intensiveren und riffbetonteren Momenten ab, nachzuhören etwa auf „Knees To The Earth“. Insgesamt stehen die Gitarren stark im Vordergrund, das grandiose Schlagzeugspiel und die atmosphärischen Synthesizer, die das Klangbild stark beeinflussen dürfen aber nicht vergessen werden. Und so schaffen es Tides From Nebula am Ende doch, den Hörer trotz vieler Eindrücke und erstaunlichen Momenten wenigstens für acht Songs in Sicherheit zu wiegen.

Album-Stream: Tides From Nebula – „Safehaven“

White Lung – „Paradise“

Nach dem 2014er Album „Deep Fantasy“ gab es für White Lung mehrere Möglichkeiten: Entweder hätte man dem kratzigen Punk treu bleiben und sich die Möglichkeit auf musikalische Weiterentwicklung verbauen können, oder man hätte das neue Material poppiger und komplexer gestalten, damit aber Gefahr laufen können, als Punkverräter gebrandmarkt zu werden. Die Band um Frontfrau Mish Barber-Way entscheidet sich mit „Paradise“ für den zweiten Weg, umschifft die Komplikationen allerdings gekonnt mit melodischem Postpunk, der nicht wütender als auf dem Vorgänger klingt, dafür allerdings eingängiger und vehementer. So prescht das Schlagzeug voran und kann vom drängenden Bass kaum gebändigt werden. Daneben zeigt die Gitarre wahre Anpassungsfähigkeit: Mal knarzt sie heavy, im nächsten Moment schwebt sie mit weiträumigen und epischen Melodien im Raum. Der Pop-Appeal zeigt sich am meisten in Barber-Ways Gesang, der nicht mehr durch Lautstärke, sondern gehobene Präsenz auffällt. Punkverrat geht anders.

Album-Stream: White Lung – „Paradise“

Unsere aktuelle Platte der Woche „Ein Ende“ von Captain Planet und alle weiteren Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.