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Deutsch-Hardcore - Post Mortem

Deutsch-Hardcore – Post Mortem
Das Erbe von drei der krachigsten, komplexesten Hardcore-Bands aus Deutschland wird jetzt erstmals digital zugänglich gemacht.

Außgerechnet auf Audiolith, möchte der Laie meinen, dort, wo sonst hauptsächlich Dance-Pop und Elektro-Punk erscheint, bekommen die Discografien von Linsay, Lebensreform und Loxiran eine Altersresidenz. In den 90er Jahren waren die drei Bands aus dem Norden Deutschlands wichtige Führungskräfte im Hardcore-Untergrund der Republik. Abseits vom Geboller von Rykers oder Brightside spielten sie komplexen Krach mit politischen Inhalten und einer eigenständigen Ästhetik.

Zehn, 15 Jahre später ist es nahezu unmöglich, irgendwie an die oft nur auf Vinyl-Singles verteilten Songs ranzukommen. „Es ist unsere Vergangenheit“, sagt Audiolith-Labelmacher Lars Lewerenz, der selbst mal bei Linsay spielte. „Es geht uns darum, es einfach erhältlich zu machen.“ Es wäre ja auch zu schade, wenn die Discografien auf immer im Schatten der Vergangenheit vor sich hin schlummern würden. Immerhin haben die Platten viel von dem vorweg genommen, was heute noch Bands (und VISIONS-Leser) unter fortschrittlichem Hardcore mit Kante verstehen.

Sven Christiansen, der früher bei Lebensreform auf Deutsch und Englisch gebrüllt hat, erklärt die neuerliche Veröffentlichung so:

„Als in den 90ern die Lust auf Digitales in die Tonträger-Produktion Einzug hält, fungiert die Hardcore-Szene als eine Art Gallisches Dorf für Vinyl-Fetischismus. Letztlich gab es aber manche Form des Oeuvre, gerade die Diskografie-Klasse, für deren Zweck sich dies durchaus als sinnig erweisen konnte. Der Gedanke wart geboren, auch mancher Weg schon beschritten – doch letztlich war man noch zu nah dran an den Auflösungen und stinkenden Revival-Dünkeln, als dass sich eine Veröffentlichung wirklich konsequent verwirklichen ließ.“

Viele Protagonisten der Szene wollten mit der Vergangenheit abschließen und verloren sich mit ihren neuen Bands und Projekten (Tomte, Der Tante Renate u.a.) in musikalischer Emanzipation. „15 Jahre später sind alle Wege gegangen“, so Sven, „Vergangenheit bleibt da wo sie ist, Zukunft ist jetzt. Banden bestehen, Kontakte sind wohltuend gegenwärtig. Und nun ist die CD endlich tot, das Vinyl noch immer draußen. Aber eine Generation von Kids lebt mit dem Digitalen wie mit dem täglich Brot. Die Verfügbarkeit im virtuellen Raum ist ein logischer Schritt der Konservierung. Dig it!“

Seit dem 7. September die drei Platten von Loxiran, Lebensreform und Linsay digital über iTunes und Amazon zu bekommen. Hier alle nötigen Links…

Linsay – „Staatsfeind (Completest Recordings Ever)“
iTunes / Amazon

Lebensreform – „Discographie“:
iTunes / Amazon

Loxiran – „Loxibang (Discography)“
iTunes / Amazon

P.S. Wer neugierig geworden ist und mehr wissen möchte, der sollte VISIONS-Ausgabe #210 hervorholen. Dort haben Jan Schwarzkamp und Philipp Welsing vor genau zwei Jahren die Szene der 90er (und ihre Fortsetzung in der Gegenwart) auf zehn Seiten genau unter die Lupe genommen.