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2011 - Sara vs. Tyler

2011 – Sara vs. Tyler
Im Juni kam man nicht mehr dran vorbei. Alle sprachen über den offenen Brief von Sara Quin an Tyler, The Creator. Hier die Zusammenfassung aller Seiten.

Ein offener Brief, der polarisierte und mehr Fragen stellte, als sie zu klären. Sara Quinn von der kanadischen Indiepunk-Band Tegan And Sara hatte sich vermutlich mehr erhofft als einen kleinen Internetkrieg. In ihrem Brief, hier in voller Länge nachzulesen, kritisierte sie die frauenfeindlichen und homophoben Textpassagen des Rappers Tyler, The Creator. Die Hauptfigur des HipHop-Kollektivs Odd Future wurde 2011 mehr als gehyped. Sein zweites Album ‚Goblin‘ ist in fast allen Top 50 der Jahrescharts vertreten und er gewann sogar bei den MTV Video Music Awards den Titel ‚Best New Artist‘. Zurecht?

Tyler hebt sich zwar mit innovativen Instrumentals und neuen Ideen von der grauen Masse ab, seine Texte bleiben jedoch der HipHop-Geschichte treu: Hass, Gewaltverherrlichung, Frauen- und Schwulenfeindlichkeit. Ein bunter Korb aus allem, was man seinen Kindern nicht zum Frühstück servieren möchte. Abermals ein Riesen-Erfolg mit Schockier-Effekt. Sara prangert für diesen falschen Ruhm in ihrem Brief vor allem die Musikindustrie an, die Tyler unterstützt, produziert und vermarktet.

Tyler reagiert via Twitter. ‚If Tegan And Sara Need Some Hard Dick, Hit Me Up!‘ Mehr Aufmerksamkeit mit wenig Worten. Es folgten weitere kleine Statements in Interviews von beiden Seiten ‚Ich bin kein Homophob. Ich benutze 'Tunte' und 'Schwul' nur als Adjektive um etwas zu beschreiben, das ich scheiße finde‘, so Tyler im Interview mit The Guardian.

Zu einem wichtigen Thema äußerten sich auch VISIONS-Leser. Hier einige Zitate zu Sara vs. Tyler.

Leserbriefe aus VISIONS 220:

‚Es hat nichts mit Kreativität zu tun, wenn jemand so offen gegen Schwule, Frauen und eigentlich alles und jeden rappt und dabei eine bodenlose Arroganz an den Tag legt.‘
Katharina Lewer

‚Ob Tyler wirklich so denkt, wie er rappt kann nur er selbst beantworten. Vielleicht ist er ja wirklich ein durchgeknallter Teenager, vielleicht aber auch nur ein genialer Provokateur.‘
Bernhard Prentner

‚Ich verstehe das Homophobe, Frauenfeindliche und Gewaltverherrlichende in seinen Texten eher als Parodie auf andere Rapper, bei denen das viel ernsthafter und unreflektierter wirkt. Tyler ist dagegen wie Comics lesen.‘
Lia Müller

Was auch gesagt wird, es bleibt bei der geteilten Meinung. Jedoch geht bei dem ganzen gehate die eigentliche Nachricht in Saras Brief komplett unter. Trotz Aufregung schaut keine der beiden Parteien genauer hin, sondern konzentriert sich nur auf die Hauptfiguren. Im schlimmsten Fall hat Sara das Gegenteil erreicht – mehr Beachtung für den jungen Rapper. Da sich seit einem Monat keiner der beiden mehr zu dem Thema äußerte, ist zu erwarten, dass es mehr oder weniger gegessen ist. Viel Gerede, keine Ergebnisse.

Ausblicke auf 2012 und den großen Rückblick auf 2011 – „Das Jahr, in dem nichts mehr heilig war“ – findet ihr in VISIONS 226, ab dem 28. Dezember am Kiosk.