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Ariel Schrag – Im Interview

Ariel Schrag – Im Interview
Am Samstag, den 16. April, ist die amerikanische Autorin und Zeichnerin Ariel Schrag zu Gast in Dortmund, um aus ihrem Werk "Potential" zu lesen. Untermalt wird das Ganze vom Soundtrack ihrer Jugend.

Ariel Schrag hat in Graphic Novels wie ‚Identity‘ und ‚Potential‘ Themen wie Identitätsfindung und sexuelle Orientierung ausgelotet – und welche Rolle Musik dabei spielt. Damit feierte sie bereits früh Erfolge. Der Soundtrack für ihre Lesung aus ‚Potential‘, stammt von Zally, einer Figur aus dem Buch. Grund genug, mal genauer nachzuhaken, wie es sich für die Autorin selbst so verhielt mit der Musik und dem Erwachsenwerden.

Welche Rolle spielt Musik bei der Identitätsfindung? Welchen Einfluss hatte sie auf deine persönliche Entwicklung?
Für einen Teenager spielt Musik eine große Rolle dabei, herauszufinden wer man ist. Oder, besser gesagt, dabei, Identitäten an- und auszuprobieren. In den vier Jahren auf der Highschool wurde ich vom Alternativerocker (L7, Hole) zum Gothic-Fan (NIN, Marilyn Manson), dann zum Ska-Girl (No Doubt, The Specials) und schließlich zur Dyke (Sleater Kinney, Kaia). Keine dieser Persönlichkeiten ist letztendlich meine wahre Identität, aber sie waren auch nicht komplett erfunden. Sie halfen mir dabei, bestimmte Emotionen auszudrücken, die ich zu dieser Zeit empfand. Und es hat tonnenweise Spaß gemacht, sich die entsprechenden Klamotten anzuziehen, die Musik bis zum Anschlag aufzudrehen und auf Konzerten zu stagediven.

Zally, die Figur aus ‚Potential‘ von der der Soundtrack stammt, ist selbst Musiker. Welche Musik wird bei der Lesung zu hören sein? Werden auch einige Songs von Pailboy darunter sein, dem Namen, unter dem Zallys reales Vorbild Musik macht?
Ja. Während der Lesung spiele ich zwar auch einige bekannte Songs, zum Beispiel von den Beach Boys. Aber der Großteil der Songs stammt von Zally, dessen richtiger Name Toby Wincorn ist, und der als Pailboy Musik macht. Toby hat sowohl instrumentelle Stücke beigesteuert, als auch Songs, die sein Charakter Zally in der Geschichte singt.

Die Hauptfigur in ‚Potential‘ ist lesbisch, trotzdem ist sie davon überzeugt, dass sie und Zally füreinander bestimmt sind. Kannst du diese Zuneigung – und die Rolle die die Musik dabei spielt – erklären?
Als Teenager durchlebt man eine Zeit extremer Emotionen. Musik ist eine der wenigen Dinge, die pure menschliche Gefühle sowohl widerspiegeln als auch verdecken kann. Ich denke, für viele Teenager ist es schwer, zwischen den intensiven Gefühlen, die ein Song auslöst und dem Gefühl von Liebe zu demjenigen, der diesen Song singt, zu unterscheiden. So ging es mir mit Gwen Stefani. Weil ich aber mit Zally befreundet war, fühlte ich mich zu ihm sowohl als Person als auch als Musiker hingezogen. Einer der Hauptgründe, warum wir uns als Teenager verbunden fühlten, war unsere gemeinsame Obsession für Kunst. Die meisten unserer Freunde hatten nicht diesen Drang, sich künstlerisch auszuleben. Wir aber verbrachten unsere Zeit damit, nicht nur über Kunst zu sprechen, sondern sie zu machen. Er spielte stundenlang Gitarre und schrieb Songs, während ich zeichnete. Deshalb fühlten wir uns füreinander bestimmt.

Da wir gerade davon sprechen: wie steht es mit dir und Gwen Stefani? Hat sie sich je bei dir gemeldet, nachdem du auf einem No-Doubt Konzert vor ihr ohnmächtig wurdest und sie zu dir sagte, sie werde nie das Mädchen vergessen, das auf der Bühne zusammenbrach?
Leider warte ich immer noch darauf, von Gwen zu hören…

Was hältst du von neuen Musikikonen wie Lady GaGa? Besonders im Vergleich zu deinen früheren Heldinnen wie Gwen oder L7?
Ich mag Lady GaGa und eine Menge ihrer Songs sind großartig. Sie ist energiegeladen und eine großartige Live-Performerin – so wie No Doubt und L7. Ich finde es super, dass sie offen bisexuell ist und sich sehr für die Rechte von Schwulen und Lesben engagiert. Und ich liebe ihr Video zu ‚Telephone‘. Es wäre wirklich fantastisch, wenn sie mal ein Liebeslied für eine Frau schreiben würde, statt nur ab und zu mal das Wort ‚queerness‘ einzustreuen, obwohl ihre Songs dann doch von Männern handeln. Ein Lied über gleichgeschlechtliche Liebe im Mainstream-Radio hat es bisher noch nicht gegeben. Es müsste noch nicht mal von Homophobie handeln oder ausgesprochen politisch sein. Einfach ein Lied von einer Frau über eine „sie“, in die sie verliebt ist oder die ihr Herz gebrochen hat – das wäre cool. Und nein, ‚I Kissed A Girl‘ zählt nicht.


Ariel Schrags Lesung findet am 16. April um 20.30 Uhr im Rahmen des Internationalen Frauenfilmfestivals in Dortmund statt. Alle Informationen findet ihr auf der Homepage der Veranstaltung.