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München versklavt

München versklavt
‚o2‘ can do. Am Mittwochabend spielten Audioslave im Rahmen der „o2 Music Flash“-Reihe ein Gratiskonzert in München. Ein Einwicklungsbericht.

Sie kommen früh und sie kommen von weit her. Seit dem Nachmittag tummeln sich Fans vor dem Münchener ‚Zenith‘, um sich den Eintritt zu sichern. Auf dem Gelände und der U-Bahn-Station herrscht Mehrsprachigkeit: Iren, Briten und Amerikaner sind angereist und auch Wiener Schmäh mischt sich unter den vorfreudigen Small Talk. Competition-Gewinner werden mit Bussen heranchauffiert und 4.500 Besucher haben sich aufgemacht, die erst seit kurzem von dem Konzert wissen. Denn der „Flash Alert“ des o2 Music Flash ist eine Wundertüte. Einmal bestellt, informiert er rechtzeitig darüber, wann und wo welcher Act ein Gratiskonzert spielt. Der Rock kann jeden Tag über dich kommen.

Und in München kommt er heftig. Keine Spur von der Lustlosigkeit, die der Band in letzter Zeit angedichtet wurde. Für die Band ist das Konzert eine Herzenssache, ein „Sorry“ für zu hohe Ticketpreise und ein Dankeschön an ihre Fans. Brad Wilk und Tim Commerford knüpfen einen Rhythmusteppich, den Elefanten als Sprungtuch verwenden könnten, Chris Cornell singt mehr denn je wie ein junger Robert Plant und Tom Morello wechselt mit seiner Gitarre zwischen Wuchtgrooves und atmosphärischem, fast U2-esken Geschimmer hin und her, dass nicht nur die anwesenden Musiker staunen. Besonders bei den neuen Songs glänzt die Fähigkeit der Musiker, als Mannschaft zu spielen und dem Song zu dienen, so dass neben dem Ohrwurm „Be Yourself“ auch das countryeske „Doesn’t Remind Me“, der aggressive Strudel von „Drown Me Slowly“ und das dem neuen Album seinen Titel gebende „Out Of Exile“ überzeugen, in dem die Synthese aus beschwörend-elegischer Strophe und kräftigem Grooverock-Ausbruch im Refrain gelingt.

„Like A Stone“, „Set It Off“ oder das – den regulären Teil beschließende – „Shadow On The Sun“ vom ersten Album sind derweil schon eigenständige Klassiker geworden, die entsprechend gefeiert werden. Zwischendurch dann der Pfefferstreuer aus alten Tagen: Soundgardens „Spoonman“ mit voller Band, der Einstieg von „Bulls On Parade“ als Instrumental und zu Beginn des Zugabenteils Chris Cornell alleine auf der Bühne, ein Mann und seine Gitarre vor einem Sternenhimmel und „Black Hole Sun“ und „Highway“ als Unplugged-Übergang, bevor zu „Show Me How To Live“ die Band wieder einsteigt und schließlich „Killing In The Name Of“ 4.000 Menschen zum Springen, Hüpfen und Toben bringt, als wären die Neunziger nie vergangen.

Ihr Set beschließen sie dann aber doch mit einem eigenen Hit, „Cochise“, von dem viele sagen, er klinge wie „A Whole Lotta Love“. Denn auch das schafft diese Band: 15-Jährige, 30-Jährige und manchmal sogar ihre Väter darin zu vereinen, dass „echte Rockmusik“ so und nicht anders klingen muss. Was immer „echte Rockmusik“ ist – wenn sie darin besteht, dass nach dem Gig alle wegen verschiedener Programmteile verschwitzt und zufrieden sind, sich aber alle darauf einigen können, dass kaum eine aktuelle Band sonst so eine dichte Hardrockwalze zwischen dem Groove der Neunziger, dem Sound der Siebzger und dem neuen Mut zum Pop loslässt, dann war das sicher ein Höhepunkt in Rock und gemäß des neuen Covers ein Strudel, dem man sich nicht entziehen kann. Mal sehen, wo uns ‚o2‘ als nächstes hinlotst…

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