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    Nine Inch Nails
    With Teeth

    VÖ: 03.05.2005 | Label: Universal
    Text:
    Platte des Monats
    Nine Inch Nails - With Teeth

    Prinz Dunkel hat ein bisschen Sonne in sein Herz gelassen, und siehe da, er kann auch Popsongs schreiben. Eingängig ist Ihnen nicht sperrig genug? Sie sollen hier nicht zu kurz kommen.

    Am Schluss hatte die Geschichte, der lange Zeit niemand einen guten Ausgang voraussagen mochte, nicht nur ein Happy End, sondern auch ihren Schmunzelmoment: Trent Reznor bat die Welt um Verzeihung dafür, in vorletzter Minute den Titel des neuen Nine-Inch-Nails-Albums verworfen zu haben. Der Titel der Platte, die jetzt „With Teeth“ heißt, hätte „Bleedthrough“ gelautet, wäre Reznor nicht von freundlichen Menschen darauf aufmerksam gemacht worden, dass das irgendwie nach Tampon-Werbung klinge und gar kein guter Name für ein Album sei (ob dieselben freundlichen Menschen hernach weitermurrten, „With Teeth“ könne glatt einer Reklame für Zahncreme entnommen sein, ist nicht bekannt). Wer jedenfalls ungefähr weiß, wie gern Trent Reznor früher derlei amüsante Anekdoten in die Öffentlichkeit trug – nämlich gar nicht –, kann sich ein gutes Bild machen, wie es dem Mann im Jahr 2005, nach überstandener Drogen- und Alkoholsucht und Monaten tiefschwarzer Depressionen geht: verhältnismäßig blendend. Zwei Wochen nach der Veröffentlichung von „With Teeth“ wird Reznor 40, und obschon er darauf keine besondere Lust habe, wie er im Interview mit VISIONS (nachzulesen in Ausgabe 146) erklärte, halte es ihn doch an, „ehrlich mir selbst gegenüber zu sein.“ Ehrlich ist er somit auch gegenüber uns, den Hörern: Es wäre fatal, würde sich das gemessen an Wartezeit und Künstlerrelevanz sehnlichst erwartete Album des Jahres als ein Sammelbecken aufgewärmter oder einstmals aus berechtigten Zweifeln verworfener Ideen erweisen, als hübsch verpackte Schwindelnummer. Doch einen Scheiß tut’s. „With Teeth“ ist das dritte Kunststück der Nine Inch Nails in Folge, das verspätete Bindeglied zwischen dem hitzig-ungestümen „The Downward Spiral“ und dem düster-elegischen „The Fragile“; es ist Zartheit und Brutalität, Schöpfung, Schändung, Zerstörung und Neuschöpfung zu gleichen Teilen. „See the animal in his cage that you built/ Are you sure what side you’re on?“, singt Reznor im fantastischen Schlusslied „Right Where It Belongs“, und es klingt, als wolle er die vorausgegangenen 50 Minuten, die oft überwältigenden Momente zwischen Mollpiano, Techno-Bässen und Gitarrentösen, jedes noch so brüchige Arrangement, die alte Industrial-Sperrigkeit und das neue, kaum vermutete Empfinden für echten, eingängigen Pop – als wolle er das alles als einen einzigen Ausdruck der fortwährenden Suche nach sich selbst verstanden wissen. Wäre dann klar: Die Reise ins Innerste des kleinen scheuen Mannes aus New Orleans, dorthin, wo es jetzt aufgeräumter, aber noch lange nicht vollständig aufgeräumt ist, dauert an, weit über das Etappenziel „With Teeth“ hinaus. Bleibt zu hoffen, dass er uns immer wieder mitnimmt. Und nicht nur alle fünf Jahre.

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