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    Bright Eyes
    I'm Wide Awake It's Morning

    VÖ: 24.01.2005 | Label: Saddle Creek/Indigo
    Text: Ingo Neumayer
    Bright Eyes - I'm Wide Awake It's Morning

    Das Trommelfeuer ist zwar noch nicht verstummt, doch der Schlachtenlärm hat sich deutlich entfernt. Ein Mann, seine Gitarre, ein paar Freunde: Besser geht’s nicht.

    Drohten die bisherigen Bright Eyes-Platten stets zu platzen vor Instrumenten, vor Worten, vor Emotionen, steht nun das Fenster offen. Conor Oberst lässt Luft rein, gewinnt ein klein wenig Abstand vom eigenen Werk, lässt sogar Humor und Selbstreflexion zu: „I could have been a famous singer/ If I had someone else’s voice“ („Road To Joy“). Und dennoch, gottlob, verliert er kein Stück seiner Fähigkeiten. Er ist immer noch der Dreifach-Weltmeister im Kragenpacken, Halszuschnüren und Herzbohren, der manische Antrieb, der ihn ständig dauernd stets überall Songs denken, Songs atmen, Songs schreiben lässt, brummt weiter und weiter. Doch er wird kanalisiert – in zehn der besten Nummern, die er je geschrieben hat. Im Gegensatz zur ‚experimentellen‘ Schwester „Digital Ash In A Digital Urn“ ist „I’m Wide Awake It’s Morning“ ein nahezu klassisches Singer/Songwriter-Album geworden. Mit gekonnten Ausflügen zu Country, Folk und spröder Akustik, mit Hilfe der Saddle-Creek-Posse, und auch Emmylou Harris, die Grande Dame des US-Folks, wurde eingeladen. Doch so wichtig und wertvoll die Mitstreiter auch sind – im Zentrum steht stets dieser sensible Poet, dem zuliebe man sofort Englisch lernen würde, wenn man es nicht schon könnte: Um zu verstehen, was dieser Mann da so eindringlich singt, um eine zweiten Blickwinkel zu schaffen auf all das vergossene Herzblut, das hier gezapft und gereicht wird – man siehe nur „First Day Of My Life“ ein Liebeslied, geschrieben mit Tränen statt mit Tinte. Und wenn er im „Landlocked Blues“ droht „we’re coming for you“ und danach Nate Walcotts Trompete erklingt, erhaben wie ein Berghorn nach geglücktem Gipfelsturm auf den Achttausender, wird es einem mal wieder bewusst: Das, was man jetzt fühlt, kann nur Musik auslösen. Ein Wahnsinn, mal wieder. Und bitte: Können wir jetzt endlich mit der Quatschschublade „Wunderkind“ aufhören? Nach sieben Platten und 200 aufgenommenen Songs hat Conor Oberst wirklich besseres verdient. Einen Platz im Musik-Olymp, zum Beispiel.

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