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    Green Day
    American Idiot

    VÖ: 27.09.2004 | Label: Warner
    Text: Ingo Neumayer
    Platte des Monats
    Green Day - American Idiot

    Zu einem Zeitpunkt, an dem keiner mehr so wirklich mit ihnen rechnete, machen Green Day das größte Album ihrer Karriere.

    Zehn Jahre ist es her, dass Green Day die Welt in Atem hielten, auf ihren drei schmächtigen Schultern fast im Alleingang das 90er-Punk-Revival stemmten und mit „Welcome To Paradise“, „Basket Case“ und „When I Come Around“ Hits fabrizierten, die die Dekade locker überstanden. Und wie das bei unverhofft zu Ruhm gekommen Punkrockern eben so ist, fing danach das Denken an – und die Hits hörten auf. Die Nachfolger „Insomniac“ und „Nimrod“ wurden deutlich kühler empfangen, „Warning“ (2000) ging es ähnlich. Dabei war gerade letztere fraglos eine tolle Platte, wenn auch im Nachhinein betrachtet etwas zu zurückgelehnt. Denn für entspannte Alterswerke haben Green Day definitiv noch zu viel Feuer in sich – diesen Beweis erbringt „American Idiot“. Und wie! Gleich der plakative Opener „American Idiot“ geht unbekümmert nach vorne wie der Teenager in der großen Stadt und außerdem der Frage nach, die sich schon die Ramones stellten: Wie klängen die Beach Boys ohne Duschgel unter den Achseln, aber mit Amphetamin in der Nase? Und das war erst das Aufwärmprogramm, denn der folgende „Jesus Of Suburbia“ raubt einem beinahe den Atem. Eine neunminütige Mini-Sinfonie in fünf Teilen, die sich im Referenzdschungel von Mötley Crüe über Bryan Adams hin zu Johnny Cash robbt, ohne jemals nicht Green Day zu sein. Es rockt, es popt, es macht einfach riesigen Spaß, dieser wiedererstarkten Hitschmiede zuzuhören, die weder Scheuklappen noch Bedenken trägt. Riffs, die einen plätten, mitreißen, umwerfen, Melodien, auf ewig im Mitsummzentrum gespeichert, gespielt von einem Trio, das so tight ist wie Supermans Strumpfhose. Das folgende „Holiday“ atmet Iggy-Flair, der „Boulevard Of Broken Dreams“ lebt von einem deutlichen Oasis-Moment: Wir nehmen uns in den Arm, Bier in der Linken, Faust in der Rechten, grölen mit und fühlen uns erhaben wie Könige, unschlagbar wie Weltmeister. Angesichts solcher Gefühlsdichte kann man schon mal überschnappen und sich an die verpönteste Plattenform ever wagen: das Konzeptalbum. Denn „American Idiot“ verarbeitet den Eindruck, wie es ist, im Hier und Jetzt und unter diesem Präsidenten in den USA zu leben. Doch gottlob überlassen die drei Cleverle die Plattitüden den anderen. Hier geht es vom Politischen ins Private, Green Day dreschen keine Phrasen, sondern verweben ihr Anliegen geschickt in eine Story, die um die drei Akteure Jesus Of Suburbia, St. Jimmy und Whatsername kreist. Diese werden in den Schleuderwaschgang der Gesellschaft gesteckt, und die Regierung legt noch eine Extraportion Hartspüler nach. Dass in einer Rockoper gerne mal dick aufgetragen wird, ist klar, doch die Band zieht es dabei selten ins peinliche Pathos, der Schwulst-Refrain von „Are We The Waiting“ bleibt die Ausnahme und wird sofort wettgemacht. Durch den Highspeed-Blendgranaten-Punkrock von „St. Jimmy“. Durch die wundervolle Punkrock-Powerballade „Give Me Novacaine“. Und durch den zweiten Mammutsong, „Homecoming“, der sich vor The Who verneigt und – hier schließt sich der Kreis – auf die Ramones zurückgreift: „I got a rock and roll band/ I got a rock and roll car/ I play the shit out the drums/ And I can play the guitar.“ Ein Erfolgsrezept, so simpel wie wahr.

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