Baby Bird
There’s Something Going On

Der Herbst hält unaufhaltsam Einzug, höchste Zeit also, die Heizung zu überprüfen und sich für die trüben Tage mit seelischer Nahrung einzudecken. Buchempfehlungen gibt’s anderswo, wer aber musikalischen Trost sucht, sollte sich mit Babybirds zweitem Werk „There’s Something Going On“ auf eine bittersüße Reise ins Reich der akustischen Melancholie begeben. Stephen Jones, der dominante Kopf des englischen Quartetts, schenkt den Dürstenden elfmal Herzblut bis zum Becherrand ein. Manchmal erreichen die Babybird-Songs fast die düstere Poesie eines Nick Cave, die klangliche Vielfalt läßt zuweilen an Radiohead denken, und hin und wieder fühle ich mich leider auch an U2 erinnert, wenn sie sich z.B. bei „If You’ll Be Mine“ den „Shalalala“-Refrain nicht verkneifen können. Doch „There’s Something Going On“ hat Vergleiche weder nötig noch verdient, und irgendwelche der Einordnung dienliche Wortkreationen, die meist auf -Pop oder -Rock enden, wirken angesichts der songwriterischen Erhabenheit erst recht absurd. Dies ist ein trauriges Lächeln voller Gefühl und Leere, Tod und Leben, Kraft und Zerbrechlichkeit zugleich. Oder auch einfach nur großartige Musik.