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    Cursive
    The Ugly Organ

    VÖ: 10.03.2003 | Label: Saddle Creek/EFA
    Text: Ingo Neumayer
    Cursive - The Ugly Organ

    Rock im Zeitloch: 40 Minuten, die einem vorkommen wie zwei Stunden. Und das nicht, weil sie einen so langweilen, sondern im Gegenteil: weil so viel passiert.

    Wer wird denn gleich persönlich werden? Eine Frage, die man Tim Kasher lediglich rhetorisch stellen kann. Denn wer Cursive nicht mag, mag Tim Kasher auch nicht – selten waren Werk und Erschaffer mehr eins. Dabei weiß er um die Fallstricke des mit-offenen-Karten-und-Herzen-Spielens, sorgt er sich doch ständig um die Authentizität des Vortrags und ist sich seines Daseins als sein eigener Seelenverkäufer durchaus bewusst. „You gotta fake the pain“ heißt es in „Art Is Hard“, einer Nummer, die unschwer als Anklage an die Kollegen von der ‚broken home‘-Front zu identifizieren ist: Denn wie kann man ernsthaft von seiner Pein und Qual singen, wenn andere das Leiden zur einträglichen Masche ausbauen? Wer soll da noch durchblicken und unterscheiden – zumal es Kasher zum Teil scheinbar selbst nicht kann. Seiner eigenen Stimme glaubt man eben nicht, sie klingt, wenn man sie aufgenommen auf Band hört, hohl und seltsam unecht. Wir allerdings, die Kasher mit unseren und nicht mit seinen Ohren hören, spüren spätestens nach zehn Sekunden, wie echt und ernst es ihm ist. Vom eher standardisierten Emo-Indierock der Anfangstage haben sich Cursive nach und nach entfernt, auf „The Ugly Organ“ regiert neben dynamischem Songwriting zwischen zartem Kuss und blauem Auge oftmals dieser seltsame Folk-Rock-Touch, der auch den Bright Eyes zu eigen ist und der vage an die New Model Army erinnert, als sie noch neu, eine Armee und relevant war. Auch Neuzugang Gretta Cohns Cello, normalerweise ein absolutes Un-Instrument, fällt angenehm auf. Sie übernimmt die Parts, die Kasher früher der zweiten Gitarre überließ und bringt so eine bereichernde Klangfarbe in das Gesamtbild ein – nachzuhören etwa beim großartig arrangierten „Bloody Murderer“, das in seiner verschobenen Verschrobenheit ein wenig an Tom Waits erinnert. Eine bestürzend eindringliche Platte.

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