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    Cave In
    Antenna

    VÖ: 22.04.2003 | Label: RCA/BMG
    Text:
    Platte des Monats
    Cave In - Antenna

    Respekt! In Ruhe vom Hardcore zum Progrock gereift und nun auch noch das klassische Songwriting entdeckt – Cave In spielen in Ligen, die viele wohl nie erreichen werden.

    Eines vorweg: Es ist Liebe auf den zweiten Blick. Fans der ersten Stunde werden „Antenna“ anfangs womöglich als zu seicht bezeichnen, andere zunächst die Epik der letzten Veröffentlichungen „Jupiter“ und „Tides Of Tomorrow“ vermissen. Cave In-Neulinge wiederum dürften schlicht erschlagen sein vom Beginn dieser mächtigen Platte – und ihre Tiefe zunächst übersehen. Denn von der ersten Sekunde an geht es Schlag auf Schlag: Nachdem der Opener „Stained Silver“ mit einer Kombination aus vertrackten Rhythmen und Melodie die Klasse der Band zunächst knackig zusammenfasst, liefern Cave In gleich mit dem folgenden „Inspire“ überraschenderweise einen eigentlich perfekten Rocksong ab, wie es ihn in derart konventioneller Form noch nie von ihnen gab. Von einem fetten Riff und einem unwiderstehlichen, energiegeladenen Refrain begeistert, denkt man sich nichts Böses, wippt nur mit und freut sich des Rocks. Das folgende „Joy Opposites“ deutet dann mit vielschichtigem, warmem Sound und epischem Touch erstmals auf die sphärische Tiefe Cave Ins hin, ohne allerdings auszuufern, bevor die Single „Anchor“ dieses begeisternde Anfangssongquartett abschließt. „Anchor“ wirkt zunächst wie ein putzig tanzbarer, aber auch harmloser Punkhammer und wird dementsprechend auch seinen Dienst an der Tanzflächenfront ableisten. Bei genauerem Hinhören jedoch entdeckt man zahlreiche technische und harmonische Finessen, die diesen Song zu weitaus mehr machen als sonstige Singleware. Damit ist man erst einmal bedient. Lange wird man allein an diesen vier Liedern seine helle Freude haben, sie immer wieder hören, mitsingen, neu entdecken und Luftschlagzeug dazu spielen. Aber da ist noch mehr. „Beautiful Son“ etwa, eine unerwartete Akustikballade an fünfter Stelle, die nicht nur stilistisch, sondern auch qualitativ Beatles-Parallelen aufzeigt. Oder „Seafrost“, welches über fast neun Minuten hinweg atmosphärische Tiefen auslotet und in einem verlorenen Soundteppich mündet, der irgendwo zwischen hier und dem Jupiter liegen muss – Old School Cave In. „Rubber And Glue“ ist dann wieder treibend und mitreißend, „Youth Overrided“ mit poppiger Experimentierfreude und fabelhaften Gesangslinien ein Höhepunkt und so weiter und so weiter… Die Liste erwähnenswerter Songs ist so lang wie die Tracklist dieses Albums, welches schließlich seinen würdigen Abschluss im mächtigen „Woodwork“ findet, das eigentlich die perfekte Symbiose aus Songwriting und Progrock darstellt. Allein das harmonisch und dramaturgisch genial eingesetzte Solo in dem Song, eines der sehr wenigen bei Cave In, beweist, wie bedacht und doch engagiert hier zu Werke gegangen wird. Es fügt sich ein, es bringt eine neue Facette, es reißt mit – ja, man kann mit Fug und Recht behaupten: Das ist ein Solo! Solche Details machen „Antenna“ zu einem mitreißenden Erlebnis auf den zweiten Blick. Cave In protzen nicht, sie scheinen Pathos und plakative Gefühle regelrecht abzulehnen. Stattdessen dominiert das schlichte, ernsthafte Bemühen, gute Musik zu machen: euphorisch, aber nicht abgehoben; vertrackt, aber schlüssig; vielfältig, aber kompakt; anspruchsvoll, aber eingängig; bodenständig und doch ganz weit draußen. Trotz des fetten Sounds kann man von klischeefreier, zeitloser Musik sprechen, die dennoch genügend Eigencharakter besitzt. Dieser liegt wiederum irgendwo zwischen der unbedarften Genialität der Beatles, der Prinzipientreue und Versiertheit Tools sowie der Verlorenheit des 80er-Wave. Erreicht wird all dies übrigens ohne große Hilfsmittel auf einem bodenständigen Fundament aus Technik, innovativem Songwriting sowie einer beispielhaften Gesangsleistung. Und ganz nebenbei noch abgerundet von einem der besten, weil schlichtesten und doch spektakulärsten Artworks der letzten Zeit. Cave In beweisen mit „Antenna“ Rückgrat und stellen einiges in den Schatten.

    weitere Platten

    Heavy Pendulum

    VÖ: 20.05.2022

    Final Transmission

    VÖ: 07.06.2019

    Live At Roadburn 2018

    VÖ: 30.11.2018

    White Silence

    VÖ: 15.07.2011

    Planets Of Old (EP)

    VÖ: 27.11.2009

    Perfect Pitch Black

    VÖ: 13.09.2005

    Jupiter

    VÖ: 23.10.2000

    Until Your Heart Stops

    VÖ: 20.05.1998