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    Tori Amos
    Strange Little Girls

    VÖ: 17.09.2001 | Label: Atlantic/Warner
    Tori Amos - Strange Little Girls

    Vier-Ohren-Test

    Zunächst einmal muss man dieser Frau zu Gute halten, dass die Idee, eine Platte nur mit weiblichen Interpretationen „männlicher“ Songs aufzunehmen, eine sehr schöne ist. Und eigentlich macht allein die Tatsache, dass sie ein solches Konzept aufstellt, die Sache schon so sexy, dass sich die Spannung ganz von allein ergibt: Welche Songs hat sie gewählt? Warum ausgerechnet diese? Was hat sie aus ihnen gemacht? Im Ergebnis ist „Strange Little Girls“ eine ganz eigene Platte aus den Songs anderer Künstler – beim Hören fragt niemand mehr nach den Originalen. Aber die hier vertretenen neuen Versionen, seien es nun „I Don’t Like Mondays“ oder „’97 Bonnie & Clyde“, können noch mehr: Sie stellen sämtliche hier zitierten Männer bloß – ihre brutalen kreativen Auswüchse mit Verzerrung und Synthesizern werden nämlich reduziert auf das, was sie eigentlich sind: mehr oder weniger gelungene Versuche verletzlicher Kreaturen, Emotionen zu zeigen. Slayers „Raining Blood“ und Depeche Modes „Enjoy The Silence“ jedenfalls sind das dunkelste und bewegendste, was ich seit langem gehört habe. Warum genau, kann ich leider nicht genau festmachen – beim Hören prasselt einfach zu viel auf mich ein. Vielleicht, weil ein Mann bin und kein Latein spreche.
    10/12

    Verstand Frau Amos das andere Geschlecht in ihrer Frühphase noch als Herzensbrecher, Kinderschänder, böse Vaterfiguren oder schlicht undurchsichtige Opponenten, opferte sie mit „Boys For Pele“ selbstbewusst ein paar von ihnen der hawaiianischen Vulkangöttin – symbolisch, versteht sich. Neuerdings fragt sie die Kerle, welche Songs ihr Leben wie beeinflussten, und dann sich selbst, ob das aus der Sicht einer Frau denn nachvollziehbar ist. In mir regt sich trotz meiner Bewunderung für Toris lifetime achievement beim Anhören der zwölf Coverversionen rein gar nichts. Nicht im Kontext der vorsätzlichen Geschlechterverständigung zumindest, denn rein musikalisch betrachtet verdienen ihre Remakes von „I Don’t Like Mondays“ oder das herrlich minimalistische „Enjoy The Silence“ die gleiche Wertschätzung wie ihre früheren Coverversionen wie Nirvanas „Smells Like Teen Spirit“. Was aber an diesen neuen Songs nun dezidiert männlich sein soll, weiß der Himmel. An das wahre Testosteron wagt sich Tori dann nur mit Eminems „’97 Bonnie & Clyde“ und Slayers „Raining Blood“ – und versagt damit kläglich. Von der Vehemenz dieser Songs bleibt nach Toris Interpretation höchstens die Brutalität eines jungen Spatzen. Wahrscheinlich scheitere ich hier an derselben konsternierenden Feststellung von Tori selbst, dass es meist völlig divergente Dinge sind, die ein Mann sagt und eine Frau versteht. Was umgekehrt natürlich genauso gilt – quod erat demonstrandum.
    5/12 Martin Iordanidis

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