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    Brett
    Wutkitsch

    VÖ: 23.02.2018 | Label: Chimperator/Rough Trade
    Brett - Wutkitsch

    Vier-Ohren-Test

    Rechts: altmodische Gründe, Brett scheiße zu finden. Links: elf Hammersongs, die genauso so raus mussten. Den Hipstern auf der Schanze ihren Mate-Tee über die Undercuts kippen. Absichtlich. Stolz den beschissenen Job dort hinschmeißen. Einem wie Max Reckleben glaubt man das. Und den Rest auch: sein Angepisstsein über den kollektiven gesellschaftlichen Hirninfarkt in Wüste. Das leise Veröden tausender Träume in „Dein Autotune“. Die zwischenzeilige Verzweiflung darüber, dass selbst ein Bono nicht genug ausrichten kann gegen Menschen, die qua ihrer Geburt für immer Verlierer bleiben werden. Recklebens Stimme kann man zu penetrant finden, aber dann hasst man auch das harte bluesige Timbre von Rival Sons’ Jay Buchanan oder den Stimmband-Overdrive von Maynard James Keenan. „WutKitsch“ ist technisch gesehen auf den gut erhaltenen Fundamenten des 70er-Hardrock errichtet und greift da konsequent die Palette aller Möglichkeiten ab. In „Olymp“ verbauen die Hamburger über den göttlichen Hooks von Reckleben Orgel und Soul-Chöre, was bei einer deutschsprachigen Band Einladungen zu Kritiker-Ohrfeigen gleichkommt. Das ist aber egal. Dem einige Male sehr gelungenen Deutsch-Grunge von Selig dürften Brett positiv gegenüberstehen, nicht nur weil deren Platten länger gehalten haben als die alberne Hetze dagegen. Franz Plasa, der als Produzent neben Selig auch schon Rio Reiser und Udo Lindenberg vergoldet hat, kennt das eh nicht anders. Und Wut-Kitsch ist stark genug, um zurückzuschlagen.

    Martin Iordanidis 11/12

    Am liebsten hip sein, so wie Bilderbuch. Aber Nietengürtel und Falco-Pose geben kein schönes Paar ab. So ist das eben manchmal, wenn man sich zwischen Punkrock-Attitüde und lässiger Coolness nicht entscheiden kann. Die Wahl-Hamburger Brett klingen, als hätten sie Van Holzen ihre staubigen Riffs geklaut und sie von einem Chipmunk einspielen lassen, während ihr Sänger heimlich am Proberaum von Bilderbuch gelauscht hat. Die vorgegaukelte Schnoddrigkeit in „Himalaya“ kommt genauso unbeholfen daher wie der zarte Versuch, in „Dein Prophet“ den Groove und Sex-Appeal der Queens Of The Stone Age zu imitieren. „Uh Baby, ab heute bin ich dein Prophet“, heißt es darin. Falco und Josh Homme würden ihre Zigaretten aus dem Mundwinkel fallen und sie wütend auf dem Boden zertreten, um Brett dafür einmal quer durch die Wüste zu ziehen. Sorry, Jungs: Eine überdrehte Imitation der wehleidigflehenden Kopfstimme von Bilderbuch-Sänger Maurice Ernst so einfallslos mit massiven und fuzzigen Gitarren zu vermischen, ist fehl am Platz. Der Mix aus Punk, Art-Rock, Funk und Stoner klingt weder frech noch provozierend, weil Brett ständig den Moment verpassen, ab dem es lächerlich wird. „Die 90er auf der Schanze, Clara ist am Tanzen/ Alles bunt verwandelt, wie bin ich hier gelandet?“, singt die Band etwa in „Wüste“, bevor sie mit dem balladesken „Wir (Für Giti)“ nochmal bei den Österreichern um Ohrfeigen und Nachhilfestunden betteln. Puh, Brett: Der Norden scheint euch nicht gut zu tun.

    Vivien Stellmach 3/12

    weitere Platten

    EP#2

    VÖ: 07.04.2017