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    Shame
    Songs Of Praise

    VÖ: 12.01.2018 | Label: Dead Oceans
    Text:
    Shame - Songs Of Praise

    Musik ist immer Reflexion der Zeit, in der sie entsteht. Hört man Shame und ihr fantastisches Debüt stehen uns die wirklich harten sozialen Kämpfe noch ins Haus. Es dürfte hässlich werden.

    Die Unzufriedenheit wächst. In Großbritannien gärt es. Die soziale Spaltung der Gesellschaft vollzieht sich hier zwischen Arm und Reich, zwischen Brexit-Gegnern und dessen Befürwortern. Bands wie die Sleaford Mods und Idles beobachten diese Verwerfungen sehr genau und nehmen bei ihrer musikalischen Aufarbeitung auf niemanden Rücksicht. Aus dem Umfeld der Idles aus dem Londoner Stadtteil Brixton kommen auch Shame, die mit „Songs Of Praise“ ein aufregendes Debüt vorlegen. Die Musik der fünf ist fest im britischen Post-Punk verwurzelt. Im Gegensatz zur Klasse von 2005, die dessen Tanzbarkeit ins Schaufenster stellte, haben Shame seine Dringlichkeit und politische Informiertheit übernommen. Am ehesten lassen sie sich mit den Arctic Monkeys zur Zeit ihres Debüts vergleichen, ihre Musik prägt eine ähnliche Unerschrockenheit. Musikalisch stehen ihnen aber The Fall und Gang Of Four viel näher als Franz Ferdinand oder Bloc Party. Aushängeschild der Band ist Sänger Charlie Steen, dessen Stimme so kaputt klingt, wie die Geschichten sind, die er erzählt. Steen findet zwischen dem polternden Bass, den flirrenden Gitarren und dem stoischen Schlagzeug Melodien, die sich einprägen. Einer der ungewöhnlichsten Hits der Platte ist „The Lick“. In der Strophe spricht Steen mit seiner Türsteherstimme von der Sehnsucht nach Stabilität in unruhigen Zeiten. Die Strophe mündet in einem der poppigsten Refrains der Platte, bevor sich Steens Stimme überschlägt, und er mit rasselnder Bestimmtheit „I don’t want to be heard/ If you’re the only one listening“ brüllt. Im folgenden Tasteless setzt es den nächsten Schwinger. „I like you better when you’re not around“, singt er hier und führt fort, was er in „One Rizla“ vorbereitet hat. Immer wieder kreisen seine Songs darum, dass sozialer Zusammenhalt nicht entstehen kann, wenn es auf der elementarsten Ebene des Zusammenlebens keine gemeinsame Basis mehr gibt. Die Songs fangen alle Facetten der grimmigen sozialen Realität ein: „Gold Hole“ etwa setzt sich mit einer Gesellschaft auseinander, die Sex für käuflich erachtet und vergisst, welche Verheerungen das hinterlässt. „Friction“ rechnet mit der Fantasielosigkeit der Politiker und ihrem Versuch ab, die gegenwärtige Krise schön zu reden: Das sei doch nichts als Reibung, „it’s only friction“. Wer die aufgestaute, aber zielgerichtet kanalisierte Wut von Shame hört, weiß: Das ist ein widerlicher Euphemismus.

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