Single Mothers
Our Pleasure

Die Bandgeschichte ist dabei mindestens so interessant wie die Platte selbst. Andrew Thomson, Frontmann und einziges dauerhaftes Mitglied, gründet Single Mothers 2008, verzieht sich 2011 zum Goldschürfen ins Hinterland von Ontario, Kanada, kehrt 2014 für das Debütalbum „Negative Qualities“ in die Zivilisation zurück und serviert jetzt unter anderem mit der Unterstützung von Dirty-Nil-Bassist Ross Miller einen Posthardcore-Brocken, der Fans des Debüts verwundern wird. „Whatever happened to Single Mothers?“, fragt Thomson schon im zweiten Song „High Speed“, der zwischen Schluckauf-Beats und rockigen Grooves pendelt und allen Hatern vorsorglich den Stinkefinger zeigt. Tatsächlich scheint die Rekrutierung von Miller und Gitarrist Justis Krar den Sound der Band noch mal in eine andere, weniger brachiale Richtung zu drehen. Zwar erinnern die desillusionierten Texte, das kratzige Organ Thomsons und Songs wie das pulsierende „A-Ok“ oder das maximal garstige „Well-Wisher“ immer noch an Drug Church oder frühe Ceremony. Mit „People Are Pets“ sucht Thomson aber auch im US-Indie der 90er nach Inspiration und klingt gesanglich wie Conor Oberst auf Whiskey statt Rotwein. Und wer sich beim Chorus von „Leash“ oder allerspätestens zum versöhnlichen Closer „Bolt Cutters“ mit seiner Mischung aus Palm-Mute-Gitarren und übergroßem Sonnenschein-Refrain nicht vor die Bühne eines aufgeheizten Kellerclubs wünscht, hat das mit der Musik und den Emotionen wirklich nicht verstanden.