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    King Gizzard & The Lizard Wizard
    Flying Microtonal Banana

    VÖ: 24.02.2017 | Label: Heavenly/Pias/Rough Trade
    Text: Dennis Drögemüller / Florian Zandt
    King Gizzard & The Lizard Wizard - Flying Microtonal Banana

    Vier-Ohren-Test

    Tanz die Klapperschlange: Sieben Musiknerds bringen dem hypnotischen Heavy-Psychrock die Mikrotonalität bei. Für „Flying Microtonal Banana“ haben alle Bandmitglieder ihre Instrumente so umgebaut, dass sie Intervalle spielen können, die kleiner als die westlichen Halbtonschritte sind. Das Ergebnis klingt für das westeuropäische Ohr orientalisch: Selbst der konkurrenzlose Hit „Rattlesnake“, der mit seinem manischen, uferlosen Psych-Groove am ehesten an das stürmische Vorgängeralbum „Nonagon Infinity“ erinnert, klingt auf angenehme Art leicht schief im Ohr; eine türkische Oboe namens Zurna sorgt für passende Akzente. Der große Rest nähert die mantraartige, brummig-verzerrte Psychrock-Trance von King Gizzard der arabischen und indischen Welt an: „Melting“ klingt, als würde man zur 60s-Orgel- und Flöten-Improvisation auf einem Markt in Marrakesch in einen milden LSD-Trip hineinrutschen. „Doom City“ wechselt zwischen gleitenden Passagen und solchen, die schwerfällig mit Teufels-Mundharmonika ins Schamanische abstürzen. Und „Billabong Valley“ verheiratet Western und Bollywood in einer nachtschattigen Psychrock-Serenade. „Nuclear Fusion“ und das für Psychrock fast zu heftig getrommelte „Open Water“ wiederum demonstrieren, wie man mit zwei Schlagzeugern verteilt auf den linken und rechten Boxenkanal wahre Rhythmus-Ungetüme bauen kann. Dem atemlosen Vorgänger kann dieser benebelte Trip ins Exotische nicht ganz das Wasser reichen. Bessere Weltmusik wird dieses Jahr aber auch niemand mehr veröffentlichen.
    8/12 Dennis Drögemüller

    Was für ein Unfug: King Gizzard lassen Garagerock hinter sich und versinken völlig im forciert kunstvollen, quatschigen Oriental-Psych. Dabei fängt „Flying Microtonal Banana“ vielversprechend an. Der Opener „Rattlesnake“ schiebt die neunte Platte der Australier mit seinem nervös pulsierenden Bass und stoisch eingedroschenem Schlagzeug ordentlich an, und Frontmann Stu Mackenzie hüllt seinen minimalistischen, rhythmischen Gesang in wohlig-warmen 60er-Sound. Sobald aber die ersten titelgebenden mikrotonalen Verschiebungen in den merkwürdig drucklosen Gitarrenlinien auftauchen, klingen King Gizzard mit einem Mal krumm und schief, letztendlich einfach nur schrecklich. Wer auch immer auf die bescheuerte Idee gekommen ist, die Instrumente auf mikrotonale Skalen umzubauen, hat der Band damit keinen Gefallen getan. Denn der wirsche, experimentierfreudige Sound zwischen Dudel-Psych, Folk und Garage ist von Haus nicht besonders zugänglich. Wenn windschiefe, für das Ohr des Otto-Normalhörers subjektiv falsche Klaviermelodien über krautige Grooves gelegt werden, ist das dann aber nicht mal mehr ein Fall fürs Feuilleton, sondern nur noch für Musikhistoriker und Akademiker. Die minimalen Garage-Überbleibsel und die enorm tighte Rhythmussektion retten „Flying Microtonal Banana“ vor dem Totalausfall, aber generell entwickeln sich die Australier immer weiter zu einer Band, die Musik nur für sich selbst schreibt. Diese unbeschwerte Herangehensweise ist zwar prinzipiell lobenswert, führt aber nicht immer zu guten Platten.
    5/12 Florian Zandt

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