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    Martyrdöd
    List

    VÖ: 25.11.2016 | Label: Southern Lord
    Text:
    Martyrdöd - List

    Alteingesessene Haudegen wissen eben am besten, wie man es macht: ein D-Beat-Inferno mit fantastischen Melodien und Sinn für Epik, viel mehr als nur brutaler Galopp und gerade deshalb kein Stück szenekonservativ.

    Klar, der Galopp ist auf „List“, dem sechsten Album von Martyrdöd natürlich fast durchgehend zu finden. Das bringt der D-Beat eben mit sich, seitdem Discharge damit ein ganz spezielles Punkgenre Anfang der 80er aus der Taufe gehoben haben. Die Kunst am D-Beat ist, dass er eigentlich – und bei einer Vielzahl von Bands – immer gleich ist und bleibt, nahezu ohne Nuancen und Kapriolen auskommt und doch nicht langweilt. Dazu ist der irre schnelle Galopp schlichtweg immer und immer wieder aufs Neue viel zu mitreißend. So eben auch auf „List“. Darauf bekommen wir es mit einer Band aus vier nicht mehr allzu jungen Männern zu tun, die (zum Teil) Martyrdöd seit 15 Jahren betreiben und schon zuvor oder parallel ähnlich Klingendes mit Skitsystem und Agrimonia produziert haben. „List“ ist nach „Paranoia“ (2012) und dem von Kollege Martin Iordanidis in VISIONS 257 gefeierten „Elddop“ (2014) das dritte Album. Seitdem haben sich Martyrdöd entwickelt. Sie sind, so doof es klingt, reifer geworden, haben an den Details gefeilt und fürchten sich längst nicht mehr vor Epik und erstaunlichen Gitarrenmelodien, die so vor allem im melodischen Death Metal zu finden sind – was Martyrdöd in Richtung der schwedischen Kollegen At The Gates schiebt, deren Sänger Thomas Lindberg mit Disfear ja auch eine D-Beat-Band mit Vorbildfunktion betreibt. Wie reif und versiert Martyrdöd klingen, breiten sie vor allem in den längeren Songs aus, etwa dem Titeltrack, dem fast sechsminütigen „Över På Ett Stick“ oder dem darauf folgenden „Harmagedon“. In solchen Stücken wechseln sogar mal der Beat und das Tempo, während die Gitarren erstaunliche Panoramen zeichnen, sich aufschwingen in eisige Höhen. Dabei werden auch Fans von Kvelertak glücklich. Vor allem klingen Martyrdöd dann aber wie der Soundtrack zum Angriff einer Horde Orks, die auf ihren Wargen in die Schlacht galoppieren – rasend, wild, tollwütig, zähnefletschend und aufgepeitscht. Es verschlägt einem den Atem, wenn Martyrdöd in voller Fahrt sind, Melodie auf Melodie schichten, während Schlagzeuger Jens Bäckelin unablässig die Songs vorantreibt. Das ist weit mehr als nur Crustpunk fürs AZ, das ist die konsequente Perfektion einer DNA aus schwedischem Death Metal und dem archaischen Gebretter der Punk-Vorväter. Und es ist ein brillantes Ventil für zeitlose Wut und Katharsis, das 37 Minuten unablässig auf einen einprügelt. Am Ende ist man angenehm beduselt und erleichtert.

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