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    Crystal Fairy
    Crystal Fairy

    VÖ: 24.02.2017 | Label: Ipecac
    Text:
    Crystal Fairy - Crystal Fairy

    Was Jared Warren und Coady Willis bei Big Business können, schaffen Buzz Osborne und Dale Crover schon lange: den Melvins fremdgehen und alle Poti in Richtung Riffparty aufdrehen. Auch Omar Rodriguez-Lopez und Teri Gender Bender assoziiert man weniger mit einem Album, das räudigen Proto-Metal mit der Komik des Classic Rock in einem Topf verrührt.

    Wer nach „Kristallfee“ googlet, findet Trash jeder Geschmacksrichtung. Neuerdings auch ein Bandfoto mit bekannten Gesichtern. Die kreative Kooperation zwischen der Hispano-amerikanischen Sängerin Teri Gender Bender und ihrem Lebenspartner Omar Rodriguez-Lopez führte schon zum Artrock-Projekt Bosnian Rainbows, das nicht jeder verstehen musste. Crystal Fairy bollern nun mit gesteinsreichem Metal und einem guten Hookline-Versicherungsschutz durch elf Songs, die angesichts des Personals ganz schön eingängig sind. Das hat mit Vergangenheit sowie deren musikalischer Bewältigung zu tun. Man braucht nicht viel Phantasie, um sich einen Rausschmeißer wie „Vampire X-Mass“ als flotten Judas-Priest-Song vorzustellen. Natürlich wird aus Buzz Osbornes Riffs – sinnbildlich auch in dieser Band eine triefende Altöl-Stulle – kein galoppierendes Metal-Gitarristen-Duo. Aber die Gene sind die gleichen. Gender Bender schwingt sich über dem kategorischen Vorwärts dieses Albums in absurde, karikaturenhafte Höhen hinauf, damit hat sie wirklich etwas mit Rob Halford gemeinsam. Während man dem guten alten Metal das längst als respektable Kunstform abkauft, operieren Crystal Fairy in einer Grauzone zwischen Ironie und echter Bewunderung. „Necklace Of Divorce“ breitet sich auf Horizontbreite aus wie ein West-Coast-Klischee aus dem späten Classic Rock. Das klingt, als hätte Osborne im Musikgeschäft um die Ecke eins der verbotenen, weil nichtssagenden Riffs mitgehen lassen, um sich bei Crystal Fairy mit Gleichgesinnten darüber schlapp zu lachen. Offiziell hat Omar Rodriguez-Lopez in dieser Band nur den Bass zu verantworten, vermutlich aber doch mehr. Angesichts einer halben Melvins-Besetzung wirken die Songs nämlich designter als das Wir-schauen-mal von Osborne und Crover. Meistens nehmen sich alle drei zurück und machen Platz für den schwindeligen Quietschgesang von Gender Bender, die in „Posesio’n“ einen Abenteuerspielplatz für ihre experimentierfreudigen Vocals findet. Dort klettert sie bis in die Baumkrone ihres Stimmumfangs und kokettiert dabei mehr mit extravaganten Cabaret-Noir-Bands wie Stolen Babies als mit ihrer eigenen, eher beschaulichen Band Le Butcherettes. Wenn „Crystal Fairy“, wie behauptet, wirklich nur an einem Tag aufgenommen wurde, war das ein ziemlich guter Tag.