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    Vanishing Life
    Surveillance

    VÖ: 02.12.2016 | Label: Dine Alone
    Text:
    Platte des Monats
    Vanishing Life - Surveillance

    Gibt es eine Band mit Beteiligung von Walter Schreifels, der er nicht komplett seinen Stempel aufdrückt? Vanishing Life sind mit ihrem bissigen Mix aus Hardcore, Rock und Alternative zumindest nahe dran.

    Wer sich schon immer gefragt hat, wie Supergroups eigentlich entstehen, darf die Gründung von Vanishing Life als Beispiel für eine möglichst organische und gleichzeitig rein zufällige Zusammenführung verstehen. Bassist Autry Fulbright II und Schlagzeuger Jamie Miller von Trail Of Dead treffen Geoff Rickly von Thursday und Walter Schreifels auf dessen Reunion-Tour mit Rival Schools auf dem belgischen Punk-Festival Groezrock und beschließen, eine Band zu gründen. Schreifels glaubt zunächst nicht daran und hält es für leeres Gerede, bis er die ersten Demos in seinem Posteingang findet. Das Besetzungskarussell rotiert unterdessen weiter, Rickly nimmt Vanishing Life für die erste Veröffentlichung auf sein mittlerweile aufgelöstes Label und tritt seinen Platz an der Gitarre an Zach Blair von Rise Against ab.
    Das Ergebnis, das das Quartett jetzt auf seinem Debütalbum „Surveillance“ präsentiert, ist nicht etwa der zu erwartende Mix aus proggigem Alternative, politischem Punk und Posthardcore. Nein, das musikalische Terrain steckt der brutal groovende Opener „The Realist“ ab: rock’n’rollige Riffs, in Alternative getunkt, an der Brust des klassischen Hardcore gesäugt, die jetzt zum Spielen nach draußen gelassen werden. Den markanten Gitarrensound von Schreifels, den er bei Quicksand und Rival Schools geprägt hatte, vermisst man nur kurz. Denn Blair hat hörbar Bock, sich mit seinem neuen Projekt vom stellenweise doch recht eingängigen Stadionpunk seiner Hauptband freizumachen. In „Outlier“ tänzeln seine Stakkatoriffs um die wummernden Bassläufe von Fulbright und das präzise getaktete Schlagzeugspiel Millers, „Seven Pointed Star“ schafft es, böse funkelnde Rhythmusgitarren an hymnische Melodien zu tackern, und mit „Painter“ und „Image“ liefert die Band nervös nach vorne zuckendes Methadon für alle, die der Frühphase der britischen Hardcore-Spezialisten Gallows oder The Ghost Of A Thousand nachtrauern.
    So kompromisslos und – für die Zusammensetzung der Instrumentalfraktion – ungewöhnlich der scharfzüngige Hybrid aus groovendem Hardcore und Adrenalin-Rock klingt, so gewohnt gekonnt inszeniert sich Schreifels auf „Surveillance“ mit seinem zwischen Jauchzen, Schreien und Singen changierenden, unverwechselbaren Gesang als spitzfindiger Beobachter und wortgewandter Texter. Mit Zeilen wie „You see it’s not worth it to neglect/ Your tendency to believe/ Only what you see on the surface/ You used to be lazy, now you’re a realist” rückt Schreifels all jenen den Kopf gerade, die ihren Idealismus vergessen haben, und verleiht seinem Missmut über die Abgestumpftheit der Öffentlichkeit deutlich Ausdruck. Mit ihrer klaren Kante und ihrem angriffslustigen Sound sind Vanishing Life somit das ideale Gegengift zum derzeitigen Weltklima – auch wenn es der Band wohl anders lieber gewesen wäre.