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    Pup
    The Dream Is Over

    VÖ: 27.05.2016 | Label: Sideone Dummy/Cargo
    Text:
    Pup - The Dream Is Over

    Mitreißender klang Desillusionierung selten: Pup werden schmerzhaft erwachsen und machen daraus Songs, als würden Weezer euphorisch eine Garage zertrümmern.

    450 Shows haben die Kindheitsfreunde seit dem Release ihres 2014er Debüts gespielt – und dabei auch die unromantischen Seiten des Rockstar-Traumes kennengelernt. Der Satz „The dream is over“ klingt wie die nüchterne Konsequenz, stammt aber von einer Ärztin, die Sänger und Gitarrist Stefan Babcock wegen einer Stimmband-Infektion das Karriereende prophezeite. Dass die Band den Spruch ironisch-kämpferisch zum Titel ihrer zweiten Platte macht, gibt die Richtung dafür vor, wie man deren Mix aus wüstem Garage-Punk-Gerüpel und sterbensschönen Alternative-Melodien zu nehmen hat: Wenn sich Babcock im Opener „If This Tour Doesn’t Kill You, I Will“ in Mordfantasien gegenüber seinen Bandkollegen ergeht, steckt hinter dem aufrichtigen Tour-Lagerkoller jene Art Liebeserklärung, die auch Edward Norton im Film „25th Hour“ der Stadt New York mit seiner Hasstirade macht. Dass es mit der gegenseitigen Abneigung nicht so weit her sein kann, hört man eh, wenn sich das Stück von romantischem Indie-Gitarrenpicking mit giftigem Text zu einem als Band herausgebrüllten Harmonie-Punk-Kracher entwickelt. Auf den folgt abrupt der nächste mit dem Erwachsenwerden ringende Song: „Three beers and I’m so messed up/ Get drunk and I can’t shut up/ She says I drink too much, fucked up and she hates my guts/ She says I need to grow up“ hadert Babcock sich mit spätadoleszenter Orientierungslosigkeit durch „DVP“, einen atemlosen Garage-Punk-Ritt mit Melodie-Einwurf, der an Fidlars Selbsttherapie „Too“ erinnert. Im folgenden „Doubts“ ergießt sich die Verunsicherung des Twens dann in schweres Mid-Tempo-Riffing und infektiöse Weezer-Melodien, die im Refrain hymnisch übersprudeln – weil Pup die Mühen des Lebens heimlich doch als Wachstumschance feiern. Besser als diese drei Songs wird „The Dream Is Over“ nicht mehr, aber noch oft genauso großartig. Etwa im folgenden „Sleep In The Heat“, das die Zurückweisung mit lärmigen Punk-Chören, Schreigesang und Handclaps niederjubelt. „The Coast“ lässt auf den leisen Schmerz von Intro und Strophe die Kehlen und Gitarren umso selbstbewusster kreischen, und „Old Wounds“ stößt fast komplett bis in den Hardcore vor. Würden nicht die letzten Songs qualitativ minimal abfallen, „The Dream Is Over“ wäre das Meisterwerk, an dem Fidlar, Beach Slang und selbst Pups Landsleute The Dirty Nil künftig ihren Garage-Punk messen müssten. So oder so bleibt es die Platte, die dich mit einem dreckigen Lächeln von der Straße kratzt, wenn dich das Leben mit dem 40-Tonner überfahren hat.

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