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    Savages
    Adore Life

    VÖ: 22.01.2016 | Label: Matador/Beggars/Indigo
    Text:
    Savages - Adore Life

    Savages nutzen ihr zweites Album, um sich darauf am unergründlichsten aller Gefühle abzuarbeiten und ihren apokalyptischen Postpunk endgültig auf die Spitze zu treiben. Ein rastloses Stück Musik.

    „Love is the answer“, singt Jenny Beth im ersten Song, und es klingt wie eine Frage. Liebe und wie sie die Menschen um den Verstand bringen kann, im Guten wie Schlechten – das ist das Mantra dieses ersten Songs und das Leitmotiv der zweiten Savages-Platte, die sich als eher vorsichtiges Upgrade von „Silence Yourself“ versteht, einem der wohl meistzitierten Rockdebüts 2013. Im Opener „The Answer“ hat Obercharismatikerin Jenny Beth derweil nur scheinbar Mühe, gegen die grollenden Gitarren und das rhythmische Sperrfeuer anzukommen: Immer wenn ihre Stimme bricht oder für einen kurzen Moment ins Theatralische kippt, zieht sie sich selbst wieder empor und unterstreicht die nächste Zeile umso vehementer. „Wish me luck/ This was a hard year/ And I can’t see/ No brighter future“. Savages zu hören, bedeutet eben nicht nur, sich dem rastlosesten Postpunk auszusetzen, den man spielen kann, sondern auch ihrer Sängerin – beziehungsweise ihrem Song-Ich – bei der Selbsttherapie beizuwohnen. Dabei sind ihr grundsätzlich alle Worte recht, auch explizite: Im programmatisch betitelten „I Need Something New“ sehnt sie sich aus einer schalen Beziehung heraus nach dem Herzrasen und Adrenalinschub von früher zurück und schildert den Kampf um die vielleicht vergebliche Revitalisierung so: „You kept the door open/ While on my hands and knees/ The corridor was empty/ And you were fucking me/ I could feel the cold air/ Coming inside the room/ And I thought that was new/ Yeah I thought that was something new.“ Für das erschlagende Gesamtbild sorgt dann der Rest ihrer Band: fiebrig pulsierender Beat, staubtrockener Bass, Feedback, Hall und kreischende Saiten, dazu ein paar Schläge mit dem Schellenkranz. Auf diese Weise bauen Savages ein ums anderes Mal ihre abgründigen Stimmungen auf, denen man sich kaum entziehen kann. Das Erstaunlichste an „Adore Life“ ist aber die Wärme und Authentizität, die das Album trotz der unterkühlten Atmosphäre und der textlichen Dauerkonfrontation mit einer derangierten Gefühlswelt immer wieder ausstrahlt – am offensichtlichsten sicher in „Adore“, das sich anders als die übrigen Stücke eher lauernd als angriffslustig gibt und sich zu einem fast schon schunkeligen Refrain hinreißen lässt. „I adore life“, verkündet Jenny Beth darin. Versteht man diese Liebeserklärung ans Leben inmitten der nihilistischen Umgebung nur als Ausdruck von Zynismus, versteht man sie womöglich falsch.

    weitere Platten

    Silence Yourself

    VÖ: 03.05.2013