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    Wild Throne
    Harvest of Darkness

    VÖ: 09.09.2016 | Label: Roadrunner
    Text:
    Wild Throne - Harvest of Darkness

    Digital und in Übersee kam das Debüt von Wild Throne bereits im Oktober 2015 auf den Markt. Schwer nachvollziehbar, warum die Platte physisch erst jetzt bei uns erscheint, denn was das Trio aus dem pazifischen Nordwesten der USA auf „Harvest Of Darkness“ leistet, ist bei aller Komplexität so mitreißend wie Windstärke zehn.

    Überraschen dürfte das nur die schlechter Informierten. Vor zwei Jahren erschien die EP „Blood Maker“, da hießen Wild Throne gerade so nicht mehr Dog Shredder. Ein irreführender Name, wies er doch in seiner augenscheinlichen Blutrünstigkeit eher auf Cannibal Corpse und Konsorten hin. Tatsächlich sind Sänger und Gitarrist Joshua Holland, Noah Burns (Drums) und Jeff Johnson (Bass) im Posthardcore daheim, und seit der Namensänderung haben sie ihre Methode drauf: psychedelische Spielereien und hyperaktiver Hochgeschwindigkeitsrock, gern gekreuzt mit allen möglichen und unmöglichen Spielweisen des Prog Metal. Das deutet dann wegen Hollands Falsett wahlweise Richtung The Fall Of Troy oder kaputte At The Drive-In, oft auch zu den völlig durchgedrehten Avantgardisten von Hella, hat aber immer einen Zuckerwürfel parat, um das Gebräu schmackhaft zu machen. Produziert wurden „Harvest Of Darkness“ und „Blood Maker“ passenderweise von Ross Robinson, der unter anderem für At The Drive-Ins „Relationship Of Command“ verantwortlich zeichnet – und für so ziemlich jede Nu-Metal-Sünde der 2000er. Alles verziehen bei Songs wie dem biestigen Titeltrack. Der lebt und tobt, sein Puls ist auf 180, und wenn er angestürmt kommt und furchterregend geifert, dann doch nur auf das Stöckchen zum Apportieren zwischen den Hauern. So wild die Band auch herumzuckt, den Charme der Unberechenbarkeit hat sie immer auf ihrer Seite. So covern Wild Throne live lieber Stücke von Paul McCartney, als sich der Gefahr der übermäßigen Frickelei auszusetzen, und „Lone Lust“ blickt gelassen in den Sonnenuntergang, statt im Dreck zu wühlen. Am besten, weil kontrastreichsten, ist aber nach wie vor „Blood Maker“, das sich unverändert auch auf „Harvest Of Darkness“ befindet. Der Song pumpt und drückt bis zum Schluss, wieder und wieder, so lange, bis sich tief im Inneren der Arme und Beine die Knochen am Fleisch reiben, die Nägel unter der Haut beider Hände vibrieren und die Haarwurzeln den Schädel so sanft massieren wie ein Nagelbett. Bis der ganze Körper summt und brummt, dass keine Zelle mehr weiß, wohin ihr Kern verduftet ist. Die eigenen Konturen verschwimmen und der Geist schwebt frei in diesem oszillierenden Riss im Sein, zu dem Mensch und Musik geworden sind. Was für ein Trip. Wollen wir hoffen, dass noch viele folgen.

    weitere Platten

    Blood Maker

    VÖ: 04.03.2014